Leitartikel Die rostige Rüstung

Die Bundeswehr ist nur bedingt abwehrbereit. Für diese Schlagzeile kam "Spiegel"-Redakteur Conrad Ahlers 1962 wegen Geheimnisverrats ins Gefängnis. Wer heute den Streitkräften bescheinigt, sie seien zur Bündnisverteidigung gar nicht mehr fähig, der muss keine Strafverfolgung fürchten. Denn zu deutlich geworden sind die krassen Ausstattungsmängel. Pazifisten dürften ihre Freude haben an diesem scheinbar zahnlosen Tiger Bundeswehr.

Wenn aber jetzt die Opposition die Misere für eine schneidige Attacke auf die Verteidigungsministerin nutzt, dann ist das scheinheilig. Richtig ist nämlich, dass Ursula von der Leyen sehr früh versucht hat, die Missstände aufzuklären und abzustellen; sogar eine Staatssekretärin hat sie dafür engagiert. Schuld am Zustand dieser Armee sind letztlich alle Parteien: Nach Ende des Kalten Krieges schien ihnen Verteidigung unwichtig. Von den jetzt angeprangerten Rüstungsproblemen wusste doch jeder, der sich mit der Bundeswehr befasst. Es wäre sinnvoller, wenn die Kritiker der Ministerin helfen würden, die Truppe wieder fit zu machen - im Interesse unserer Sicherheit.

(RP)
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