Die Rückkehr der Nationalstaaten

Europa ist in der Flüchtlingsfrage an einem kritischen Punkt. Es verfestigt sich ein Trend, der sich auch schon in der Finanzkrise gezeigt hatte: die Rückkehr der Nationalstaaten. Im Zweifel verlassen sich die EU-Länder lieber auf sich selbst, als mühsame Kompromisse in der Gemeinschaft zu suchen. Die Furcht vor rechten und linken Populisten in der Heimat ist inzwischen vielfach größer als der Glaube an das gemeinsame Haus Europa. So kürzen die Dänen Asylleistungen, die Briten bewachen ihren Tunnel und die Ungarn erwägen Militäreinsatz an ihren Grenzen. Derweil sehen die Deutschen die Chance schwinden, eine Allianz für eine europäische Lösung zu schmieden.

Doch am Umgang mit den Flüchtlingen wird sich zeigen, wie viel Europa sich selbst wert ist. Dagegen war die Rettung Griechenlands vor dem Staatsbankrott ein Kinderspiel. Griechenland und Italien brauchen dringend finanzielle und organisatorische Hilfe für den Aufbau von Registrierungsstellen. Anschließend müssen die Flüchtlinge nach einem fairen Schlüssel in Europa verteilt werden. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die EU ihre Außengrenzen schützen muss, bevor es die Mitgliedstaaten auf eigene Faust machen.

(qua)
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