Düsseldorf Die Saudis suchen die Konfrontation mit dem Iran

Düsseldorf · Es geht um nicht weniger als die Vorherrschaft in der islamischen Welt: Sunniten gegen die Schiiten.

Der Nahe Osten steuert auf eine Konfrontation zwischen Saudi-Arabien und dem Iran zu. Ein bewaffneter Konflikt hätte Auswirkungen weit über die Länder der Region hinaus. Hier liegen die für die Weltwirtschaft wichtigen Erdölfelder. Auch Exportrouten wie die strategisch wichtige Straße von Hormus würden in Mitleidenschaft gezogen. Die Bedeutung des Nahen und Mittleren Ostens erschöpft sich nicht im wirtschaftlichen und energiepolitisch wichtigen Aspekt für die Weltwirtschaft. Die Region ist Zentrum islamischer Strömungen und Ausformungen, die sich spinnefeind sind. Es geht am Ende um die Frage der Vorherrschaft in der islamischen Welt.

Saudi-Arabien, Hüterin der heiligen Stätten des Islam, beansprucht als sehr konservatives sunnitisches Königreich die Führungsrolle für sich. Der Iran, ein schiitischer Gottesstaat, sieht sich als mindestens ebenbürtig. Arabien würde den Iran nie als regionalen Hegemon akzeptieren. Saudi-Arabien hat daher auch immer den Drang Irans, Atommacht zu werden, abgelehnt. Solange die USA und auch Israel dem Treiben der Mullahs in Teheran vehement entgegentraten, konnte sich Riad auf die Schutzgarantie der USA verlassen. Nun bezeichnet US-Präsident Donald Trump den Atomverzicht Irans als "schlechtesten Deal", der rückgängig gemacht werden müsse.

Mit der Thronbesteigung von König Salman im Januar 2015 hat in Saudi-Arabien eine neue Zeit begonnen. Der König hat seinen Sohn Mohammed bin Salman (32) zum designierten Nachfolger ernannt. Er ist auch Verteidigungsminister und damit mitverantwortlich für die regionale Kräfteverteilung. Innenpolitisch hat der Kronprinz vor wenigen Tagen rund 500 Saudis von der Antikorruptions-Kommission verhaften lassen. So hat er Kritiker eingeschüchtert, ein Schritt, um nach innen seine Macht abzusichern.

Außenpolitisch macht er Front gegen Iran. Seit Anfang 2015 geht Riad nicht sonderlich erfolgreich im Jemen gegen die Huthi-Rebellen vor, die für Riad Verbündete Irans sind. Mitte 2017 gingen die Saudis gegen Katar vor. Sie sehen auch hier wieder Iran als Verbündetem der Kataris am Werk. Alle Boykottmaßnahmen brachten nichts.

Nun mischte sich der saudische Kronprinz im Libanon ein. Er ließ den sunnitischen Ministerpräsidenten Saad Hariri nach Riad kommen, der dort zurücktrat. Die schiitische Hisbollah-Miliz im Libanon wird von Teheran unterstützt im Kampf gegen Israel und die Saudis. Nun ist die Koalition im Libanon beendet. Im Irak und in Syrien prallen die Saudis und Iran mit unterschiedlichen Interessen aufeinander. Neue Stellvertreterkriege drohen.

(RP)
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