Kabul Die Taliban haben tödliche Konkurrenz bekommen

Kabul · Seit einiger Zeit haben die Taliban in der ostafghanischen Provinz Nangarhar einen neuen unerbittlichen Feind. Frühere Gefährten, die sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen haben, nehmen die Aufständischen ins Visier. Im Bezirk Schersad etwa gerieten Taliban, die die afghanische Armee angreifen wollten, in einen Hinterhalt. Im Bezirk Spinghar wurden die Häuser örtlicher Befehlshaber niedergebrannt, und im Bezirk Achin wurden einige Kämpfer enthauptet.

Mehr als drei Dutzend Aufständische seien in den vergangenen zwei Monaten in Nangarhar von der rivalisierenden radikalislamischen Miliz umgebracht worden, berichten Stammesälteste und Regierungsvertreter. Rund 1000 Familien aus den Bezirken Achin und Spinghar seien bereits durch die Kämpfe zwischen Taliban und Abtrünnigen vertrieben worden, berichtet der Sprecher der Provinzregierung, Ahmad Zia Abdulsai. Ein Ende ist nicht abzusehen. Im Gegenteil, die Zusammenstöße werden immer häufiger.

So wurden vergangenen Monat mehr als zwei Dutzend IS-Kämpfer in der Westprovinz Farah bei Auseinandersetzungen mit Taliban getötet, wie der Stammesälteste aus dem Bezirk Chak-e-Safed, Abdul Chairchwa, berichtet. Ein Vertreter des Innenministeriums geht davon aus, dass es mittlerweile in sieben der 34 afghanischen Provinzen Kämpfer gibt, die sich dem IS angeschlossen haben, wenngleich ihre Zahl nur bei wenigen Hundert liegen dürfte. Doch rekrutiere der IS aktiv weiter in Afghanistan, sagt Innenminister Nur-ul-Hak Ulomi.

Wie tief die Abneigung der Taliban gegen ihre neuen Gegner ist, verdeutlicht der Fall des früheren Taliban-Kommandeurs Mullah Abdul Rauf Chadim, der im vergangenen Jahr begonnen hatte, Mitglieder für eine neue Extremistengruppe zu werben. Ein tödlicher US-Drohnenangriff setzte seinem Vorhaben im Februar ein Ende. Angeblich kamen die Hinweise zu seinem Aufenthaltsort aus Taliban-Kreisen.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort