Die Union ist tief gespalten

Durch die Union geht ein Riss, der mit den enttäuschenden Ergebnissen der CDU bei den Landtagswahlen noch tiefer geworden ist. Auf der einen Seite versammeln sich die Unterstützer Merkels hinter der Kanzlerin, auf der anderen formieren sich ihre Gegner mit immer unverhohleneren Drohungen. Wenn CSU-Chef Horst Seehofer Merkel vorwirft, die Existenz der Union aufs Spiel zu setzen, dann ist er von einem Aufruf zum Putsch nicht mehr weit entfernt.

Merkel kann diese Warnungen jetzt nicht mehr einfach aushalten. Kommt sie abermals mit fast leeren Händen vom zweiten EU-Türkei-Gipfel in dieser Woche, wird der Druck ihrer Kritiker zunehmen. Die Nerven in der Union liegen blank. In der Unionsfraktion könnte ein Aufstand gegen Merkel bevorstehen.

Erhöht wird diese Gefahr durch manche realitätsverkennende Darstellung im Merkel-Lager. Zu behaupten, dass 80 Prozent Merkels Flüchtlingskurs unterstützten, ist eine unangemessene Vereinnahmung vieler Wähler. Zu sagen, die Kanzlerin sei kurz vor einer europäischen Lösung der Krise, ist zu zweckoptimistisch. Mehr Ehrlichkeit, mehr Erklären und mehr Respekt im Merkel-Lager gegenüber berechtigten Sorgen der Menschen sind dringend nötig.

(mar)
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