Persönlich Dieter Forte . . . feiert seinen 80. Geburtstag

Es gibt dieses herrliche Telefonat, das der Schriftsteller mit jener Bildungseinrichtung führte, die nach ihm benannt worden war. "Hier Dieter-Forte-Gesamtschule." Kurzer Schreck beim Autor, dann seine Replik: "Hier spricht Dieter Forte." Darauf folgte am anderen Ende der Leitung ein längeres Schweigen. Eine Anekdote, die ein wenig von Ruhm und Ehre erzählt, aber mehr noch vom Staunen über solchen Ruhm. Den ist Dieter Forte nicht gewöhnt - trotz eines Werks, das einzigartig ist.

Selbst seine mitunter auf Glanz erpichte Geburtsstadt Düsseldorf hat sich viel zu lange schwer mit ihm getan. So bewirkte die Landeshauptstadt 1970, dass sein Stück "Martin Luther & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung" nicht im dortigen Schauspielhaus uraufgeführt werden durfte. Forte floh nach Basel, brachte sein Drama dort auf die Bühne, das zum Welterfolg wurde und bald auch in Tokio und New York zu sehen war.

Forte blieb in Basel, wurde Hausautor des Theaters und somit Nachfolger Friedrich Dürrenmatts. Später kam unglaublich klare, schöne Prosa hinzu - mit seiner großen, über Jahrhunderte reichende Familiensaga: "Das Haus auf meinen Schultern" heißt seine Trilogie über Krieg und Frieden, über Untergang und Wiederaufbau.

"Für mich ist Dieter Forte der wichtigste und beste deutschsprachige lebende Autor", sagt Elke Heidenreich. Etliche teilen ihre Meinung. Dieter Forte - ein vertriebener und vergessener Autor? Zumindest ein heimatlos gewordener, der - wie Heine - eine Heimat nur in der Sprache gefunden hat, "in der Einsamkeit der illusionslosen Worte, ohne Hoffnung, aber auch ohne Verzweiflung", wie er es nannte.

Am Sonntag begeht Forte in Basel seinen 80. Geburtstag - nach zuletzt schwierigen Jahren. Die Literatur habe ihn ins Leben zurückgeholt, schrieb er uns. Und: "Ein guter Satz, das ist schon was."

(RP)
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