Persönlich Doghan Akhanli . . . ist Opfer von Erdogans Zorn

Dogan Akhanli war immer ein politischer Mensch. Vor dem Militärputsch 1980 war er ein engagierter linker Aktivist. Das waren turbulente Zeiten, in denen sich rechte nationalistische und linke Gruppen heftige Auseinandersetzungen lieferten. Die teilweise bürgerkriegsähnliche Atmosphäre hatte die damalige Militärführung forciert, um sie als Legitimation für einen Putsch anzuführen. Es folgten etliche Verhaftungen von Oppositionellen.

Akhanli machte nie einen Hehl aus seiner oppositionellen Haltung. Bereits 1975 wurde er deswegen verhaftet. Die Begründung war damals, dass er sich eine linke Zeitschrift gekauft hatte. Nach dem Putsch 1980 engagierte sich Akhanli im Untergrund. Mitte der 80er Jahre wurde er erneut wegen seiner politischen Einstellung verhaftet. 1991 verließ er die Türkei und lebt nun in Deutschland im politischen Asyl.

Dogan Akhanli besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft und ist in Köln heimisch. Als Schriftsteller thematisiert er in seinen Werken immer wieder die prekäre Menschenrechtslage in der Türkei und äußert sich in Interviews über sensible aktuelle und historische Themen seines Heimatlandes. Seine politische Arbeit hat er also nie aufgegeben. Insbesondere mit seinen Äußerungen über den Völkermord an den Armeniern 1915 gegen Ende des Osmanischen Reiches und die jüngsten Entwicklungen in der Türkei hat er den Zorn nationalistischer Kräfte auf sich gezogen. Es überrascht nicht, dass nun erneut ein politischer Prozess gegen ihn geführt wird.

Obwohl nichts Belastendes gegen ihn vorliegt, er gestern sogar von spanischen Richtern in Madrid unter Auflagen freigelassen wurde, werden alte Vorwürfe wieder aufgewärmt: Er soll 1989 an einem Raubüberfall beteiligt gewesen sein, bei dem ein Mensch getötet wurde.

Jeder, der sich mit Akhanli und der Anklageschrift von 2011 beschäftigt hat, erkennt, dass dies ein willkürliches Verfahren ohne jede Grundlage ist.

Eren Güvercin

(RP)
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