Washington "Stalinistische Säuberungen" in Trumps Übergangsteam

Washington · Insidern zufolge überschreiten die internen Machtkämpfe das normale Maß bei Weitem. Der künftige US-Präsident schweigt dazu.

So könnte das neue US-Kabinett von Donald Trump aussehen
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So könnte Donald Trumps Kabinett aussehen

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Foto: Ferl

Interne Ränkespiele und unklare Zuständigkeiten im Lager des künftigen US-Präsidenten Donald Trump überschatten offenbar die Vorbereitungen auf den Regierungswechsel. Mit seinem designierten Vizepräsidenten Mike Pence beriet sich Trump zwar am Dienstag in New York über mögliche Kandidaten, doch hielten sich beide nach dem Treffen bedeckt. Noch vor seinem Amtsantritt Ende Januar hat Trump mit seinen ersten Personalentscheidungen zwei Machtzentren im Weißen Haus zementiert: Er berief den republikanischen Parteichef Reince Priebus zu seinem Stabschef und den umstrittenen Medienmogul Stephen Bannon zu seinem Chefstrategen. Außerdem ist sein Schwiegersohn Jared Kushner an den Vorbereitungen auf die Übernahme der Regierungsgeschäfte beteiligt, was Beobachtern zufolge für mehr Unklarheit über die Zuständigkeiten sorgt.

Kushner sowie Trumps Kinder Ivanka, Eric und Donald Jr. sollen nach Angaben des künftigen Präsidenten aber keinen Zugang zu streng gehüteten Staatsgeheimnissen bekommen. Das schrieb Trump gestern auf Twitter und wies damit entsprechende Medienberichte zurück.

Ebenfalls via Twitter bezeichnete der ehemalige nationale Sicherheitsberater Eliot Cohen Trumps Mitarbeiter als "böse, arrogant". Im Wahlkampf hatte sich Cohen gegen Trump gestellt, nach dessen Wahlsieg jedoch kürzlich erklärt, dass jene, die eine Tätigkeit in Trumps Regierung als Pflicht ansähen, dies tun sollten. Doch nach einem Gespräch mit dem Team des künftigen Präsidenten sagte Cohen, er habe seine Meinung nun geändert.

Der frühere Abgeordnete Mike Rogers, ein angesehener republikanischer Berater in Fragen der nationalen Sicherheit, kündigte zudem seinen Rückzug aus dem Übergangsteam an. Der "New York Times" zufolge soll Trump zudem einen weiteren wichtigen Berater für Außen- und Sicherheitspolitik, Matthew Freedman, aus dem Team entfernt habe. Insider berichteten von "stalinistischen Säuberungen" innerhalb der Mannschaft. Der künftige Vizepräsident Pence ging nach seinem sechsstündigen Treffen mit Trump nicht auf Reporterfragen ein. Das Übergangsteam leitet er, seitdem New Jerseys Gouverneur Chris Christie vergangene Woche von Trump von dieser Aufgabe entbunden wurde.

Zu guter Letzt warf auch noch Ben Carson hin. Der frühere Kinder-Neurochirurg war immer wieder für einen Kabinettsposten unter Trump ins Spiel gebracht worden. Er ließ nun mitteilen, für einen solchen Posten habe ihn sein Leben nicht vorbereitet. US-Präsident hätte er sich aber wohl vorstellen können. Der Republikaner fuhr dafür monatelang eine Kampagne, bevor er das Handtuch warf. Statt Carson ist nun der Abgeordnete Tom Price aus Georgia im Gespräch.

(ap)
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