Berliner Republik Drohende Profillosigkeit

Die FDP findet in der Opposition bislang weder Ort noch Rolle. Und Christian Lindner ist damit beschäftigt, seinen Stellvertreter einzuhegen.

Berliner Republik: Drohende Profillosigkeit
Foto: Schwennicke

Die FDP unter Christian Lindner hatte einem Jamaika-Bündnis mit Grünen und der Union eine Absage erteilt, weil sie das nicht unberechtigte Gefühl hatte, in dieser Koalition das fünfte Rad am Wagen zu sein. Ihr Dilemma: Das gleiche Schicksal droht ihr erst recht in der Opposition.

Das Terrain um sie herum ist arrondiert. Jeder hat sein Alleinstellungsmerkmal. Die Grünen umschmeicheln weiter ihre Lieblingskanzlerin und würden Angela Merkel am liebsten dazu bringen, die unbequeme CSU durch sie in der Regierung zu ersetzen. Die Linke intoniert ihren immergleichen Refrain, dass sie und nur sie die Interessenwalterin der sozial und finanziell Schwachen ist. Und die AfD geriert sich als parlamentarischer Arm einer Merkel-muss-weg-Bewegung.

Dazwischen bisher ohne jedes Profil: Die Liberalen. Im Wahlkampf noch hatte Christian Lindner für ein Einfrieren der Krimfrage im Umgang mit Russland plädiert. Jetzt muss er russlandfreundliche Avancen seines Stellvertreters einfangen und zu einer Einzelmeinung erklären. Mit Wolfgang Kubicki ist Lindner einen faustischen Pakt eingegangen. Zu Wahlkampfzeiten ist der schlagfertige Schleswig-Holsteiner ein trefflicher Partner, der Aufmerksamkeit erregt.

Wenn aber diese fünfte Jahreszeit des politischen Betriebs wieder vorbei ist, dann wird aus einem Mann wie Kubicki ein Problem. Er ist der Peter Gauweiler der FDP. Christian Lindner gebührt das Verdienst, die FDP aus der außerparlamentarischen Opposition zurück in die parlamentarische Opposition geführt zu haben. Er hat die Offerte des Regierens ausgeschlagen, um die FDP in der Opposition als eigenständige Kraft zu entwickeln. Bislang ist er davon noch weit entfernt.

Christoph Schwennicke ist Chefredakteur des "Cicero" und schreibt regelmäßig an dieser Stelle im Rahmen einer Kooperation. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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