Paris Druck auf François Fillon wächst

Paris · Frankreichs Präsidentschaftskandidat soll neben seiner Frau auch seine Kinder scheinbeschäftigt haben - als Berater, obwohl sie noch Jura studierten.

Die französische Justiz ermittelt nicht nur gegen die Ehefrau des konservativen Präsidentschaftskandidaten François Fillon, sondern nun auch gegen dessen Kinder wegen Scheinbeschäftigung. Die Voruntersuchung sei auf Marie und Charles Fillon ausgedehnt worden, erfuhr die Nachrichtenagentur AP aus Ermittlerkreisen. Die Staatsanwaltschaft geht dem Verdacht nach, dass Pénélope Fillon - und nun eben auch deren Kinder - vom heutigen Präsidentschaftskandidaten im Parlament beschäftigt wurden, ohne dafür zu arbeiten.

Nach Angaben der Zeitung "Le Canard Enchaîné" soll Pénélope Fillon über einen Zeitraum von 15 Jahren so 830.000 Euro verdient haben. Die Kinder Marie und Charles seien zudem als Fillons Parlamentsgehilfen in Vollzeit angestellt gewesen, als er von 2005 bis 2007 Senator war. Gemeinsam hätten sie 84.000 Euro verdient, berichtete das Blatt. Fillon sagte zu seiner Verteidigung, er habe seine Kinder als Anwälte für "spezifische Aufgaben" eingesetzt. Nach Angaben französischer Medien studierten Charles und Marie zu dieser Zeit allerdings noch Jura.

Ein altes Interview befeuerte die Vorwürfe gegen Fillon unterdessen weiter. Seine Frau Pénélope sagte nach einem Bericht des öffentlich-rechtlichen französischen Fernsehens im Mai 2007: "Ich bin niemals seine Assistentin gewesen oder was auch immer in der Art." Der Satz stammt aus einem Video-Interview der britischen Zeitung "Sunday Telegraph", das der Sender France 2 sich beschafft hat. Die Frau des damals zum Premierminister ernannten Fillon sagte nach Angaben des Senders weiter: "Ich habe mich auch nicht um seine Kommunikation gekümmert." Pénélope Fillons Anwalt Pierre Cornut-Gentille sagte, Fillon habe deutlich machen wollen, dass sie ein anderes Verständnis von ihrer Rolle habe als die Frau des damaligen britischen Regierungschefs Tony Blair. Auch François Fillon selbst hatte den Vorwurf der Scheinbeschäftigung mehrfach zurückgewiesen und betont, dass seine Frau wirklich für ihn gearbeitet habe.

(RP)
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