Düsseldorf/Berlin

Düsseldorf/Berlin · Am längsten müssen NRW-Steuerzahler im Durchschnitt auf ihren Bescheid vom Finanzamt Essen-Süd warten, Erkelenz arbeitet relativ flott. Dies zeigt eine Studie. Die Ämter sind unterschiedlich stark ausgelastet.

Die Finanzämter lassen die Steuerpflichtigen je nach Ort sehr verschieden lang auf ihren Steuerbescheid warten. Dies belegt eine Auswertung des Berliner Steuerportals Lohnsteuerkompakt, über dessen Rechner Bürger ihre Steuererklärung bearbeiten und dann einreichen können. In Nordrhein-Westfalen ist das Finanzamt Bielefeld-Außenstadt mit einer durchschnittlichen Bearbeitungszeit von 29,3 Tagen Spitzenreiter. Das Amt liegt nur knapp hinter dem bundesweiten Sieger Bensheim mit der Außenstelle Fürth mit 27,3 Tagen. Schlusslicht in NRW ist das Finanzamt Essen-Süd mit 76,2 Tagen Bearbeitungszeit. Auch die Finanzbehörden in Duisburg-West, Krefeld, Grevenbroich oder Düsseldorf-Nord glänzen nicht mit Tempo.

Im Gesamtvergleich der Länder liegt NRW mit durchschnittlich 50,7 Tagen Bearbeitungszeit auf Platz sechs hinter Berlin, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Hamburg und Brandenburg, ist aber drei Tage besser als der Bundesdurchschnitt von 53 Tagen. "Angesichts der Tatsache, dass NRW deutlich mehr Finanzämter hat als jedes andere Bundesland und gemessen daran, dass die Regionen sehr verschieden sind, ist das ein ganz gutes Ergebnis", sagte Felix Bodeewes, Geschäftsführer von Lohnsteuerkompakt.de. Die Untersuchung von 200.000 Steuererklärungen und ihres Rücklaufes zeige zwei Trends: "Erstens lässt sich nicht bestätigen, dass die Finanzämter schneller arbeiten, wenn sie eine Steuernachzahlung des Bürgers erhoffen können. Zweitens dauern Steuerbescheide länger, wenn die Bürger nicht nur Lohneinnahmen haben, sondern auch Mieteinnahmen oder Sonderausgaben angeben. Jeder Zuwachs an Komplexität kostet Zeit."

Dass für verschiedene Finanzämter verschiedene Bearbeitungszeiten gemessen wurden, hat mehrere Ursachen. "Es scheint so zu sein, dass manche Ämter weniger gut aufgestellt sind als andere", erläuterte Frank Plankermann, Vorsitzender des Steuerberaterverbandes in Düsseldorf. Das NRW-Finanzministerium erklärte dazu auf Anfrage, es gebe Finanzämter, bei denen sich eher einfache Vorgänge bündelten. In anderen Ämtern würden dagegen besonders viele Unternehmen geprüft - was viel mehr Zeit koste. Diese Belastung erklärt möglicherweise, warum Düsseldorf-Mitte und Düsseldorf-Nord Steuerbescheide von Privatpersonen erst spät fertig haben. Thomas Eigenthaler, Bundesvorsitzender der Deutschen Steuergewerkschaft, sagte: "Eine Reihe an komplizierten Prüfungen kann ein Amt schon sehr belasten."

Eigenthaler gibt Ratschläge, wie die Wartezeit möglichst kurz gehalten werden kann. So sei unklug, seine Steuererklärung erst Ende Mai abzugeben, wenn die Frist für die meisten Bürger endet. "Am besten vermeidet man diese Bugwelle im Mai, wenn man seine Steuererklärung einige Wochen vorher abgibt. Oder man beantragt jetzt noch schnell die Fristverlängerung bis September."

Das NRW-Finanzministerium erklärte, innerhalb von vier Monaten würden 95 Prozent der eingereichten Steuererklärungen bearbeitet - das sind rund 120 Tage. Alle Bundesländer würden darauf setzen, die Bearbeitungszeit von Steuererklärungen durch weitere Digitalisierung und durch den weiteren Verzicht auf Belege zu verkürzen.

(RP)
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