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Manila Ehescheidung bleibt in Philippinen tabu

Manila · Ihre Ehe hätte Jennifer Sanchez fast das Leben gekostet. Trotzdem brauchte die 55-jährige Philippinin 27 Jahre, um ihrem prügelnden Ehemann zu entkommen. Nun hofft sie, dass es nicht genauso lange dauert, ihre Ehe auch offiziell zu beenden. Denn eine Scheidung ist in dem katholischen Inselstaat in Südostasien eigentlich nicht möglich. Damit bilden die Philippinen - neben dem Vatikanstaat - eine weltweite Ausnahme.

Zum ersten Mal wollte Sanchez ihren Mann 1994 verlassen, erzählt die fünffache Mutter, die ihren wirklichen Namen nicht nennen will. Doch sie war finanziell abhängig. "Es war sehr schlimm. Er hat mich sogar vor den Augen seiner Geliebten verprügelt." Ihr Mann werde sich nie ändern, das wurde ihr klar. "Ich will nicht nochmals heiraten. Ich bin nicht mal neu verliebt. Ich will nur weg von ihm. Ich will meine Freiheit zurück."

2008 hatte sie einen Annullierungsantrag eingebracht. Seitdem gab es nur eine Handvoll Anhörungen, und es ist kein Ende in Sicht. "Ich denke manchmal, ich vergeude hier mein Geld. Warum machen sie es uns so schwer, neu anzufangen?"

Für trennungswillige Paare gibt es in den Philippinen nur wenige Optionen, alle langwierig und teuer: Bei der "Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft" ist eine neue Ehe nicht möglich. Bei Annullierung oder Nichtigkeitserklärung können die Ex-Partner zwar wieder heiraten, allerdings kann es Probleme beim rechtlichen Status der Kinder geben. Die Verfahren belasten emotional, oft steht Aussage gegen Aussage, es gibt Psychotests und Streit.

Alle Versuche, Scheidungsgesetze einzuführen, scheiterten bislang am Widerstand der Kirche und konservativer Gruppen. Selbst Unterstützer geben zu, dass es dauern werde, bis Scheidungen gesellschaftlich akzeptiert sind. In einer 2011 durchgeführten Umfrage sprachen sich gerade einmal 50 Prozent der Bevölkerung dafür aus, dass die Scheidung für getrennte Paare erlaubt sein solle, ein Drittel war dagegen.

Die Abgeordnete Luzviminda Ilagan hat einen Gesetzesentwurf ausgearbeitet, damit Scheidung kein "unmöglicher Traum" bleibt. Eine Scheidung wäre weder einfach noch verschuldensunabhängig, aber zumindest möglich. Trennung sei eine Realität in vielen Beziehungen, meint sie. Scheidung müsse eine Option sein, um Probleme zu lösen.

In diesem Fall drohe eine gesellschaftliche Katastrophe, warnt hingegen die katholische Kirche. "Scheidung begünstigt Scheidung. Die Möglichkeit allein schwächt den Willen, ein Leben lang verheiratet zu bleiben", so die Bischofskonferenz. Scheidung bedrohe die Familie. "Die Familie als gesellschaftliche Einheit würde zur Farce."

Anna Garcia vom Frauen-Krisenzentrum hält dagegen: "Wenn jemand den Punkt erreicht, wo er aus einer intimen Beziehung raus will, dann gibt es einen guten Grund." Kaum jemand würde leichtfertig seine Ehe aufs Spiel setzen. "Wir mögen keine zerbrochenen Familien, daher ist es nicht einfach, sich zu trennen. Aber wie heilig ist eine Beziehung, in der es Missbrauch, Gewalt und Betrug gibt? Wo sind da Sicherheit und Liebe?" Eheberater könnten zwar helfen, aber: "Es gibt Ehen, die nicht mehr zu retten sind." Jennifer Sanchez hatte diesen Punkt erreicht: "Manchmal wollte ich mich umbringen. Aber der Gedanke an meine Kinder hat mich weitermachen lassen."

Man müsse den Tatsachen ins Auge sehen, meint die Abgeordnete Ilagan. "Menschen machen Fehler. Warum helfen wir ihnen nicht, es besser zu machen? In unserer Verfassung ist das Recht auf ein glückliches Leben festgeschrieben."

(dpa)
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