Washington Ein Brechstangen-Reformer will das Weiße Haus erobern

Washington · Scott Walker gibt Präsidentschaftsbewerbung bekannt.

Der nächste Republikaner ist ins Rennen um das Weiße Haus eingestiegen: Scott Walker (47), Gouverneur im Bundesstaat Wisconsin. Doch zunächst steht ihm ein harter Kampf in der eigenen Partei bevor, vor allem gegen Jeb Bush, den Bruder von Ex-Präsident George W. Bush.

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde Walker von zornigen Demonstranten mit Hosni Mubarak verglichen. In Kairo hatte der Arabische Frühling den Autokraten zum Rücktritt gezwungen. In Madison, der Hauptstadt Wisconsins, versammelten sich aufgebrachte Gewerkschafter zum wochenlangen Sit-in unter der prachtvollen Parlamentskuppel, während sie auf Poster schrieben, dass dies ihr Tahrirplatz sei. Gouverneur Walker wollte einen eisernen Sparkurs durchsetzen, zuallererst bei den Staatsbediensteten, die bereits erworbene Rentenansprüche zurückschrauben und höhere Beiträge zur Krankenversicherung zahlen sollten. So heftig die Proteste im Frühjahr 2011 waren, am Ende behielt Walker die Oberhand. Als seine Gegner ihn vorzeitig abwählen lassen wollten, war es der Gouverneur, der triumphierte. Seitdem feiert ihn die Tea Party als ihren Helden - ein Brechstangen-Reformer, der sich nicht scheut, Tabus zu brechen.

Sein Aufstieg ist umso bemerkenswerter, weil Wisconsin alles andere ist als eine Hochburg der Republikaner. Seit 1988 haben die Bürger dort bei jeder Präsidentenwahl dem Bewerber der Demokraten den Vorzug gegeben. Doch die Angst vor Schuldenbergen und Rekorddefiziten, wie sie die Zeit nach der Finanzkrise prägte, rief nicht nur die Tea-Party-Rebellen auf den Plan. Sie sorgt noch immer bis weit in die Mittelschichten hinein für Zuspruch, wenn stramme Politiker fordern, die Ausgaben zu kürzen, notfalls resolut.

(RP)
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