"Eine ziemlich naive Lesart des Gedichts"

Köln (los) In der Debatte um Jan Böhmermanns Schmähgedicht hat jetzt auch Helge Malchow, Chef des Kölner Verlags Kiepenheuer & Witsch, Stellung bezogen.

Köln (los) In der Debatte um Jan Böhmermanns Schmähgedicht hat jetzt auch Helge Malchow, Chef des Kölner Verlags Kiepenheuer & Witsch, Stellung bezogen.

Sehen Sie durch Erdogans Strafantrag gegen Böhmermann die Meinungsfreiheit hierzulande bedroht?

Malchow Nein, die Freiheit der Meinung - und in diesem Fall: die Freiheit der Kunst wird dadurch nicht gefährdet. Aber die Bundesregierung hat einen Fehler gemacht, indem sie sich in dieser Debatte für zuständig erklärte. Weil dadurch der Eindruck entsteht, es könne nun mit anderen Maßstäben von außen Druck ausgeübt werden.

Gibt es Grenzen der Satire - insbesondere bei außenpolitischen Kontexten?

Malchow Ich sehe keine Grenzen für die Freiheit der Kunst, auch wenn in anderen Ländern ein ganz anderes Gefühl von Beleidigtsein herrscht. Natürlich wird es immer ein Spannungsverhältnis zwischen Kunst und Persönlichkeitsrechten geben. Was wir als Kunst verstehen, ist in vielen anderen Ländern nicht selbstverständlich. Und oft fehlt dann - aufgrund der eigenen Buchgläubigkeit - die Fähigkeit, Ironie als solche zu entschlüsseln.

Und das trifft auch auf das sogenannte Schmähgedicht zu?

Malchow Natürlich, denn es hat diese imaginären Anführungsstriche. Wie kann man nur auf die Idee kommen, dieses Gedicht sei die Meinung von Jan Böhmermann über den türkischen Präsidenten Erdogan? Da muss man schon ziemlich naiv sein, um eine solche Lesart an den Tag zu legen. Zumal in der Sendung selbst der gesamte Kontext benannt worden ist. Diese Unterschiede aber muss man den Kritikern deutlich machen.

(RP)
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