Einfache Lösungen in Zeiten des Terrors

Aus dem Abstand von hundert Jahren fragten wir uns beim Blick auf den Sommer 1914, wie eine Eskalation von Hass und Gewalt aus so vielen komplexen Problemen eine scheinbar einfache Lösung machen konnten: Krieg. Heute erleben wir selbst, wie die Diskussionen im Netz von immer mehr Hass getrieben werden, wie die Gewalt zunimmt. Schon gibt es wieder eine Reduzierung auf Krieg. Den Dschihad, den angeblich heiligen Krieg gegen die angeblich Ungläubigen, und den Krieg gegen den islamistischen Terror.

Einfache Antworten haben erschreckend Konjunktur. Viele interessiert nicht, dass die Täter der letzten Tage überhaupt nicht mit der Flüchtlingsdynamik des vergangenen Herbstes hierherkamen. Dabei wäre es gerade jetzt so wichtig, jeden Einzelfall genau zu prüfen, aus jedem Hinweis zu lernen, wo Korrekturen nötig wären. Statt pauschal als Lehre aus Terror und Amok "Flüchtlinge raus", "Grenzen dicht" oder "Merkel weg" zu fordern. Ein böser Satz machte nach der Bluttat von München die Runde: Willkommenskultur sei tödlich. Der Weg in den Ersten Weltkrieg jedenfalls zeigt vor allem eines: Tödlich sind Stimmungen, die einfache Gewalt-Lösungen beschwören.

(RP)
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