Athen Eklat beim Griechenland-Besuch mit CSU-Politiker Ramsauer

Athen · Als Sigmar Gabriel vergangene Woche in Athen landete, war der Regierungsflieger gut besetzt. Der Bundeswirtschaftsminister brachte eine große Delegation mit in die griechische Hauptstadt. Schließlich wollte er die Fundamente für eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit legen, die dem Krisenland helfen soll. Auch Peter Ramsauer gehörte zum Tross des Ministers. Der CSU-Politiker ist schließlich Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses im Bundestag. Rückblickend hätte Gabriel den Bayer aber vielleicht besser nicht mitgenommen. Denn jetzt steht Ramsauer im Mittelpunkt eines Eklats, der das gerade erst einigermaßen reparierte deutsch-griechische Verhältnis aufs Neue belastet.

Zu Gabriels Programm gehörte auch ein Besuch bei Premierminister Alexis Tsipras. Wegen der Größe der deutschen Delegation herrschte am Donnerstagmittag Gedränge im Eingangsbereich der Villa Maximos, des Amtssitzes von Tsipras. Dann passierte es: Ein griechischer Pressefotograf geriet im Gerangel in Körperkontakt mit Ramsauer. Was dann folgte, ist strittig. Der deutsche Politiker habe ihn als "dreckiger Grieche" beschimpft, sagt der Fotograf, der kein Deutsch versteht und deshalb Ramsauer bat, seine Aussage auf Englisch zu wiederholen. Was dieser auch umgehend getan haben soll: "Filthy Greek!" Dann sei auch noch das A-Wort gefallen, berichtet der Fotograf - so viel Deutsch verstehe er.

Ramsauer stellt die Sache völlig anders dar. Der Reporter habe ihm mit dem Ellenbogen einen heftigen Stoß in die Rippen versetzt und an die Wand gedrückt. Er habe den Mann daraufhin angeherrscht: "Herrgott noch mal! Gehen Sie so nicht mit mir um. Gehen Sie weg!" Die Worte "dreckiger Grieche" habe er nicht gebraucht, so der Politiker - alles "erstunken und erlogen".

Wirklich? Zahlreiche Anwesende bestätigen die Darstellung des Reporters. Der sagt überdies, bei ihm hätten sich sogar Mitglieder der deutschen Delegation für den Vorfall entschuldigt - nur Ramsauer nicht. Regierungssprecherin Olga Gerovasili und Tsipras' Pressechef Angelos Tsekeris schalteten sich sogar ein, um die Sache mit einer Entschuldigung Ramsauers aus der Welt zu schaffen - vergeblich.

Daraufhin gelangte die Geschichte in die griechischen Medien, wo sie nun Wellen schlägt. Politische Brisanz bekommt der Vorgang dadurch, dass Ramsauer als entschiedener Gegner der Griechenland-Hilfsprogramme gilt.

Auch Diplomaten der Deutschen Botschaft in Athen waren während des Vorfalls in der Villa Maximos zugegen, hüllen sich aber in Schweigen. Die Botschaft ging am Wochenende auf Tauchstation, telefonische Anfragen wurden nicht beantwortet.

Ramsauer kann nicht nur mit den deutschen Diplomaten zufrieden sein. Auch Vizekanzler Gabriel deckt ihn: Er könne sich "eine solche Beleidigung nicht vorstellen", sagte Gabriel der "Bild am Sonntag" und habe "keinen Grund, an der Darstellung von Ramsauer zu zweifeln".

(höh)
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