Persönlich Elie Wiesel ... will Verhaftung Ahmadinedschads

Wegsehen ist etwas, das Elie Wiesel schwerfällt. Kaum ein lebender jüdischer Schriftsteller wird mit dem Holocaust so eng assoziiert wie der 84-Jährige. Als die amerikanische Armee im April 1945 rund 25 000 Häftlinge in Buchenwald befreite, zählte er – anders als sein Vater – zu den Überlebenden. Sein Kampf gegen das Vergessen und sein Engagement in Menschenrechtsfragen brachten ihm 1986 den Friedensnobelpreis. Jetzt hat sich der 1928 im rumänischen Sighet geborene Wiesel wieder zu Wort gemeldet – und die Festnahme des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad gefordert.

Persönlich: Elie Wiesel ... will Verhaftung Ahmadinedschads
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Zur Begründung verwies der Schriftsteller auf das iranische Atomprogramm und die Drohungen Ahmadinedschads, Israel von der Landkarte radieren zu wollen. "Wenn Ahmadinedschad nach Deutschland oder nach New York reist, sollte er festgenommen und nach Den Haag überstellt werden. Dort sollte ihm wegen des Versuchs, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen, der Prozess gemacht werden", sagte Wiesel. Den Haag ist Sitz des Internationalen Strafgerichtshofs.

Passend zu Wiesels Forderung hat gestern die zweite Verhandlungsrunde im Streit über das iranische Atomprogramm begonnen. Seit Jahren gibt es Hinweise darauf, dass der Iran, der Israel mit der Vernichtung droht, an der Atombombe arbeitet. Zum Auftakt der neuen Verhandlungen forderte die internationale Gemeinschaft Teheran zum Entgegenkommen auf. Elie Wiesel geht das Treffen im kasachischen Almaty offenbar nicht weit genug.

"Wir sind an einem Punkt der Geschichte angekommen, an dem Frieden die einzige Lösung darstellt", sagte Wiesel, der seit den 60er Jahren in den USA lebt. Zugleich verurteilte Wiesel antisemitische Tendenzen in seiner früheren Heimat, dem heutigen Ungarn, und in Rumänien – und fand wieder einmal klare Worte: "Mir ist wirklich nicht klar, wie das möglich ist. Es macht mich traurig."

Jasmin Maus

(RP)
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