Persönlich Emmanuel Macron . . . erhält Karlspreis für Europa-Vision

Emmanuel Macron (39) entwickelt sich peu à peu zum Lieblingsfranzosen der Deutschen. Bei dessen Auszeichnung mit dem Karlspreis 2018 überschlugen sich die Gratulanten mit Lobeshymnen. Der 39-Jährige vertrete eine "kraftvolle Vision von einem neuen Europa", teilte das Karlspreis-Direktorium mit. Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp nannte Macron einen "mutigen Vordenker für die Erneuerung des europäischen Traums". Und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier jubelte: "Ich kann mir für das Jahr 2018 keinen würdigeren Karlspreisträger als dich vorstellen." Da wollte der erste Mann Frankreichs nicht zurückstehen und schrieb artig im Kurznachrichtendienst Twitter auf Deutsch: "Herzlichen Dank für diese Ehre. Europa verdient es, verteidigt und neu begründet zu werden!"

Ehre, wem Ehre gebührt. Und weil der neue Träger des Karlspreises bei seiner Amtsübernahme sogar die Europahymne der kriegerischen Marseillaise vorgezogen hat, war die Auszeichnung nur eine Frage der Zeit.

So kommt jetzt ein Stück Gloire in die Stadt, von der aus einst der fränkische Kaiser Karl der Große die sechs späteren Gründungsländer der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft regierte. Hier kann Macron auch vor deutschem Publikum seine Europavision ausbreiten, seine Ideen vom EU-Finanzminister mit eigenem Etat, vom Europäischen Währungsfonds und den Milliarden-Investitionen in Europas Zukunft. Da geht es um nichts Geringeres als die Neubegründung Europas, und die Stadt Aachen ist die Zeugin.

Klar, Macron gehört zu den wenigen Politikern in der Europäischen Union, die mitten in deren größter Krise noch eine visionäre Vorstellung von ihrer Zukunft haben. Der streng konservative Jungstar der CDU, Jens Spahn, sieht es anders: "Ich weiß nicht, warum so viele Deutsche so vehement das Programm eines Mannes preisen, der in erster Linie französische Interessen vertritt."

(RP)
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