Persönlich Emmanuel Macron . . . fordert eine neue EU-Ordnung

Frankreichs Wirtschaftsminister Emmanuel Macron (37) hat sich für eine grundlegende Erneuerung von EU und Eurozone ausgesprochen. Mit einer derart kühnen Forderung macht der Jungstar der französischen Politik nicht zum ersten Mal auf sich aufmerksam.

Macron ist ohnehin niemand, der gerne ein Blatt vor den Mund nimmt. Denn obwohl er der sozialistischen Regierung angehört, ist er kein Mitglied einer Partei. Das eigene Lager reagiert mit Buh-Rufen, der politische Gegner mit Applaus auf seine Ideen. Die konservative Zeitung "Le Figaro" adelte Macron nach dessen Rede beim Treffen des Arbeitgeberverbandes Medef unlängst als den "besten rechtsbürgerlichen Wirtschaftsminister, den die Linke je hatte". Auf dem Treffen hatte Macron - den die Unternehmer wie einen Rock-Star feierten - erneut die den Sozialisten heilige 35-Stunden-Woche infrage gestellt.

Vor einem Jahr hatte der frühere Banker die Nachfolge des rebellischen Parteilinken Arnaud Montebourg angetreten. Spekulationen zufolge könnte er nun auch das Ressort des Arbeitsministers bekommen. Ein Szenario, das der Sozialistischen Partei gar nicht behagt. Doch den Franzosen gefallen die Ideen des studierten Philosophen, der mit einer 20 Jahre älteren früheren Französischlehrerin verheiratet ist. 67 Prozent seiner Landsleute ziehen den bekennenden Wirtschaftsliberalen dem Sozialisten alter Schule Jean-Christophe Cambadélis vor.

Mit seinen Ideen eckt Macron, der sich noch nie einer Wahl stellte, im Ausland an. So zum Beispiel, als er im Oktober vorschlug, Deutschland solle mit 50 Milliarden Euro die europäische Wirtschaft ankurbeln. Gestern forderte er: "Eine Währungsunion ohne Finanzausgleich - das gibt es nicht. Die Starken müssen helfen", sagte Macron der "Süddeutschen Zeitung". Dass die Idee der von Deutschland abgelehnten Transferunion Tabubrüche verlangt, gibt er selbst zu. Doch um Tabus hat sich der Minister noch nie geschert.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort