Persönlich Emmanuel Macron . . . gibt in Berlin den Europäer

Er ist jung, attraktiv und kann die Massen begeistern. Emmanuel Macron (39) hat es zum ernstzunehmenden Kandidaten im Rennen um die französische Präsidentschaft gebracht. Auch wenn dem konservativen François Fillon und der Rechtspopulistin Marine Le Pen dreieinhalb Monate vor der Wahl die besten Chancen eingeräumt werden, François Hollande zu beerben, ist in einer aktuellen Umfrage in Frankreich schon vom "dritten Mann" Macron die Rede.

Hierzulande hat der ehemalige Wirtschaftsminister von sich reden gemacht, indem er sich demonstrativ hinter die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte. Sie und die deutsche Gesellschaft hätten "die kollektive Würde gerettet", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Heute wird Macron in Berlin erwartet. Er will an der Humboldt-Universität über Europa und das deutsch-französische Verhältnis sprechen. Im Gegensatz zu vielen anderen Kandidaten gilt er als überzeugter Europäer.

Seine große Stärke spielt Macron als Redner aus. Mit wort- und gestenreichen Auftritten kommt er gleichermaßen in Paris wie auf dem Land an. Hollandes ehemaliger Zögling war aber nur von 2006 bis 2009 Mitglied der Sozialisten. Im Wahlkampf setzt er auf seine im vergangenen April gegründete Bewegung "En Marche!" (In Bewegung). In seinem Buch "Révolution" ruft er die Franzosen zu mutigen Reformen auf. Dass er über die Eliten schimpft, kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Absolvent der Elitehochschule Ena in Straßburg selbst als Investmentbanker bei Rothschild & Cie. tätig war. Macron gilt als liberal, will den Einfluss des Staates zurückdrängen.

Diskret wird der 39-Jährige, wenn es um sein Privatleben geht. Trotzdem taucht er immer wieder in den Hochglanzmagazinen der Republik auf. Seine Ehefrau lernte er als 17-Jähriger kennen. Sie ist 20 Jahre älter - und war einst seine Französisch-Lehrerin.

Ludwig Krause

(RP)
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