Persönlich Emmanuel Macron . . . soll Präsident Hollande retten

Wer könnte die neue Linie der Regierung besser verkörpern als dieser Mann, fragt die Zeitung "Le Monde". Gemeint ist Emmanuel Macron, seit gestern französischer Wirtschaftsminister. Seine Ernennung ist die Überraschung der neuen Regierung, denn der 36-Jährige hat nicht einmal ein Abgeordnetenmandat.

Als Wirtschaftsberater von Präsident François Hollande schied er im Juli aus, nach nicht einmal zwei Monaten holte Hollande den früheren Banker zurück.

Vor allem, weil Macron Vordenker der Wende hin zu einer unternehmerfreundlichen Politik sein soll, die der französische Präsident im Januar vollzogen hat.

Der neue Chef des Wirtschaftsministeriums hat für seine schwere Aufgabe - in den vergangenen zehn Jahren gingen 700 000 Arbeitsplätze in der Industrie verloren - das Vertrauen der Unternehmer. Er steht der Welt um Arbeitgeberpräsident Pierre Gattaz so nahe, dass Regierungschef Manuel Valls schon versichern musste: "Macron ist ein Sozialist." Mit 24 trat der schlanke blonde Mann mit dem jungenhaften Lächeln der Sozialistischen Partei bei. Mit 26 arbeitete er bereits im Finanz- und Wirtschaftsministerium - als Finanzinspektor. Doch der Sohn eines Arztehepaars aus dem nordfranzösischen Amiens ist alles andere als ein Zahlenhengst. Der spätere Investment-Banker bei Rothschild studierte nicht nur Politik, sondern auch Philosophie. Und er ist ein preisgekrönter Pianist.

Als "Mozart des Elysée" wurde der offene und redselige Macron auch bezeichnet, der mit einer 20 Jahre älteren Frau verheiratet ist - seiner ehemaligen Französischlehrerin. Seine Ernennung dürfte vor allem in Brüssel Genugtuung hervorrufen. Denn Macron, der nach seinen Bankerjahren inzwischen Millionär ist, kämpfte auch stets für Haushaltsdisziplin. Und allen, die ihm mit Vorurteilen begegnen, sagte der neue Minister bei seinem Amtsantritt: "Beurteilt mich nach meinen Taten."

(RP)
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