Düsseldorf Eon trennt sich von allen Kraftwerken

Düsseldorf · Der Energiekonzern spaltet sich auf. Die Folge: 20 000 Mitarbeiter gehen in eine neue Gesellschaft.

Beim größten deutschen Energieunternehmen gibt es einen radikalen Wandel: Der unter einer hohen Schuldenlast ächzende Eon-Konzern will das Geschäft mit konventioneller Strom-Erzeugung loswerden. Künftig werde sich das Unternehmen auf erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen konzentrieren, teilte Eon gestern Abend nach einer Sitzung des Aufsichtsrates mit.

Dagegen will das Unternehmen das Geschäft mit den Gas-, Kohle- und Atomkraftwerken in eine neue, ebenfalls börsennotierte Gesellschaft auslagern. Betroffen von der Auslagerung sind weltweit 20 000 Mitarbeiter. "Die neue Gesellschaft wird ihren Sitz in Deutschland (Region Rhein-Ruhr) erhalten und rund 20 000 Mitarbeitern gute Perspektiven bieten", so Eon weiter. Im Gespräch sind die Standorte Düsseldorf und Essen, wo der Konzern mit der früheren Ruhrgaszentrale eine attraktive Immobilie hat. Die Aktie dieser Gesellschaft soll den Eon-Aktionären ins Depot gelegt werden. "Spin-off" nennen die Experten das. 2016 soll die Aufspaltung erfolgen. Auf Dauer will sich Eon komplett von der neuen Gesellschaft trennen. Damit soll der Konzern auch offen werden für einen ausländischen Investor, wie Eon andeutete. Die Branche steht europaweit vor einer Fusionswelle.

Der bisherige Konzern, die Eon SE, konzentriert sich künftig auf die weniger riskanten Geschäftsfelder erneuerbare Energien (Stromerzeugung aus Wind-, Solar- und Wasserkraft) sowie Energienetze. Die Zentrale der SE liegt in Düsseldorf und soll auch hier bleiben. In dieser Gesellschaft verbleiben 40 000 der bisher 60 000 Mitarbeiter.

Werner Wenning, Aufsichtsrats-Chef des Unternehmens, sagte: "Ich freue mich, dass der Aufsichtsrat den Vorschlägen des Vorstands einstimmig zugestimmt hat. Unsere Mitarbeiter sowie die Investoren erhalten so eine klare Perspektive."

Kündigungen sind im Rahmen der bisherigen Verabredungen ausgeschlossen. "Unsere neue Strategie ist also kein Programm zum Abbau von Arbeitsplätzen", betonte Eon-Chef Johannes Teyssen. Der Umbau würde im Sinne der "bewährten Sozialpartnerschaft" erfolgen. Teyysen begründete den Schritt mit dem radikalen Wandel in der Branche: "Die drastischen Veränderungen der globalen Energiemärkte erfordern einen mutigen Neuanfang. Das bisherige breite Geschäftsmodell von Eon wird den neuen Herausforderungen nicht mehr gerecht. Deshalb wollen wir uns radikal neu aufstellen."

Der Düsseldorfer Konzern leidet massiv unter der Energiewende. Viele seiner Gas- und Kohlekraftwerke stecken in roten Zahlen. Wegen des Ökostrom-Booms sind die Großhandelspreise eingebrochen. Eon kündigte nun weitere Abschreibungen über 4,5 Milliarden Euro an. Der Konzern hatte zunächst versucht, mit einem Sparpogramm gegenzuhalten und 11 000 Arbeitsplätze abgebaut. Das reichte aber nicht. Hilfe der Politik forderte er vergeblich ein.

(RP)
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