Düsseldorf Eon trennt sich von allen Kraftwerken

Düsseldorf · 20 000 Mitarbeiter gehen in eine neue Gesellschaft. Kündigungen sind ausgeschlossen.

Radikaler Wandel beim größten deutschen Energiekonzern: Der unter einer hohen Schuldenlast ächzende Energiekonzern Eon will das Geschäft mit konventioneller Energieerzeugung loswerden. Künftig werde sich das Unternehmen auf erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen konzentrieren, teilte der Konzern gestern Abend nach einer Aufsichtsratssitzung mit.

Danach will das Unternehmen das Geschäft mit den Kohle- und Atomkraftwerken in eine neue Gesellschaft auslagern. Betroffen sind 20 000 Mitarbeiter. Die Zentrale dieser neuen Gesellschaft soll im Rhein-Ruhr-Raum liegen. Vermutlich in Essen, aber auch Düsseldorf ist möglich. Die Aktie dieser Gesellschaft soll den Eon-Aktionären ins Depot gelegt werden. Spin-off nennen die Experten das. Zunächst ist Eon die hundertprozentige Mutter der neuen Gesellschaft. Der Konzern behält sich aber ausdrücklich vor, aus dem Unternehmen auf Dauer auszusteigen und sich so von seinen historischen Wurzeln zu trennen. Der klassische Konzern, die Eon SE, konzentriert sich damit künftig auf die Geschäftsfelder erneuerbare Energien, Energienetz und Kundenlösungen. Dessen Konzernzentrale soll weiterhin in Düsseldorf bleiben. In dieser alten Gesellschaft verbleiben 60 000 Mitarbeiter.

Aufsichtsrats-Chef Werner Wenning sagte: "Ich freue mich, dass der Aufsichtsrat den Vorschlägen des Vorstands einstimmig zugestimmt hat. Unsere Mitarbeiter sowie die Investoren erhalten so eine klare Perspektive."

Kündigungen sind im Rahmen der bisherigen Verabredungen ausgeschlossen. "Unsere neue Strategie ist also kein Programm zum Abbau von Arbeitsplätzen", sagte Eon-Chef Johannes Teyssen. Er begründete den Schritt mit dem radikalen Wandel in der Branche: "Die drastischen Veränderungen der globalen Energiemärkte erfordern einen mutigen Neuanfang. Das bisherige breite Geschäftsmodell von Eon wird den neuen Herausforderungen nicht mehr gerecht. Deshalb wollen wir uns radikal neu aufstellen." Eon werde sich Wachstumspotenziale aus der Umgestaltung der Energiewelt erschließen. "Daneben schaffen wir ein solides, unabhängiges Unternehmen, das den Umbau der Energieversorgung absichert."

Der Düsseldorfer Energiekonzern leidet massiv unter der Energiewende. Viele seiner Gas- und Kohlekraftwerke stecken in roten Zahlen. Wegen der Überförderung des Ökostroms sind die Großhandelspreise gefallen. Der Konzern kündigte gestern neue Abschreibungen im Wert von 4,5 Milliarden Euro an.

Der Düsseldorfer Konzern hatte bereits vor einigen Jahren versucht, mit einem Sparpogramm gegenzuhalten und hatte 11 000 Arbeitsplätze abgebaut. Das reichte aber nicht. Die Bundesregierung weigert sich zudem, Hilfen für Kraftwerke zu zahlen. Deshalb geht der Konzern nun diesen radikalen Schritt. Leitartikel Seite A 2

(RP)
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