Essen Eon will Stellen in Essen streichen

Essen · Ein Jahr nach der Aufspaltung muss der Energieriese sparen. Vor allem in der Verwaltung fallen Stellen weg, kündigt Eon-Chef Teyssen an. Auch Konkurrent Innogy schließt Stellenabbau nicht aus.

Ein Jahr nach der Aufspaltung und dem Umzug von Düsseldorf nach Essen bereitet sich der Energiekonzern Eon auf Stellenabbau vor. Eon-Chef Johannes Teyssen nannte im Interview mit unserer Redaktion Details des Programms "Phoenix", mit dem Eon 400 Millionen Euro sparen will: "Bei Effizienzprogrammen dieser Art entfallen meist 50 Prozent der Einsparungen auf Personal- und 50 Prozent auf Sachkosten. So könnte es auch bei ,Phoenix' sein." Eon werde dezentraler, Mitarbeiter vor Ort bekämen mehr Freiheit. "Das heißt, dass vor allem in der zentralen Verwaltung Stellen wegfallen", sagte Teyssen. "Naturgemäß ist auch Essen als Konzernsitz betroffen, wo wir derzeit rund 600 Mitarbeiter in Zentralfunktionen haben." Insgesamt sind in der Zentrale in Essen 2000 Mitarbeiter beschäftigt, weltweit hat Eon 43.000 Mitarbeiter.

Auf die Frage, ob er betriebsbedingte Kündigungen ausschließe, sagte Teyssen: "Wie immer in solchen Fällen bemüht sich Eon um sozialverträgliche Lösungen. Das haben wir dem Betriebsrat auch bereits zugesagt. Ich bin zuversichtlich, 2017 faire Lösungen zu finden, zumal unsere Transfergesellschaft weiterläuft." Sie soll Mitarbeiter, deren Stelle wegfällt, qualifizieren und vermitteln.

Das Ausmaß des Abbaus steht noch nicht fest. Das ermittele man derzeit, so Teyssen. Im Konzern heißt es immerhin, dass der Abbau weit unter dem des vorherigen Programms liegen werde, bei dem 11.000 Stellen wegfielen. Teyssen: "Wir prüfen aber auch, wo Tochterunternehmen und Shared-Service-Center effizienter werden können." In diese Center im Ausland ist Standard-Verwaltungsarbeit ausgelagert.

2016 bedeutet für die ganze Branche eine Zäsur. Nachdem die Energiewende die Gewinne weggeschmolzen hatte, zog Teyssen die Reißleine: Eon spaltete das Kraftwerksgeschäft in die Düsseldorfer Tochter Uniper ab. Eon ist für die Zukunftsgeschäfte Ökostrom, Netze, Vertrieb zuständig.

Der Konkurrent RWE zog nach und spaltete seine Zukunftsgeschäfte mit 42.000 Mitarbeitern in die Firma Innogy ab. Auch hier steht Sparen an. "Aktuell sehen wir keine Notwendigkeit für ein Stellenabbauprogramm. Wir können das aber mit Blick in die Zukunft nicht ausschließen", erklärte ein Innogy-Sprecher. "Effizienzsteigerung betreiben wir permanent. 2017 werden infolge der Innogy-Gründung diverse kleinere Organisationsoptimierungen erforderlich sein."

2016 war auch das Jahr, in dem Bund und Konzerne den Streit über den Atomausstieg beilegten. Bis Juli 2017 müssen die Konzerne 23,6 Milliarden Euro an den Atomfonds zahlen, dafür übernimmt der Staat die Verantwortung für die Lagerung des Atommülls. Das wird Eons Bilanz weiter belasten: "Natürlich muss der Kernenergie-Konsens in der Bilanz 2016 abgebildet werden", so Teyssen. Der Konzern machte in den ersten neun Monaten bereits einen Verlust von 9,3 Milliarden Euro. Eon lässt nach der Einigung Klagen fallen. An der Klage gegen die Brennelementesteuer werde aber festgehalten. Hier geht es um 2,8 Milliarden Euro. 2016 sei ein Jahr des Übergangs gewesen, so Teyssen: "Jetzt sind wir frei für unsere Zukunft."

(anh)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort