Erdogan polarisiert

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan weiß als Volkstribun, wie man mit zündenden Parolen Massen begeistert. Das mag ihn und die Seinen mit Genugtuung erfüllen. Doch Erdogan polarisiert mit seinen Auftritten auch. Er legt es drauf an und reizt den politischen Gegner zur Weißglut. Opposition mag er nicht, eine kritische Presse schon gar nicht. Erdogan ist sich selbst genug.

Die Türken wählen am 7. Juni ein neues Parlament. Als Staatspräsident sollte Erdogan über dem Wahlkampfgezänk der Parteien stehen. Das verlangt die Verfassung. Doch sein Auftritt vor den Auslandstürken in Karlsruhe hat viel mit Wahlkampf zu tun. Warum sonst kommt Erdogan nach Deutschland, um gut vier Wochen vor dem Urnengang zu seinen Fans zu sprechen? Erdogan ist zu geschickt, um offen für die islamisch-konservative Regierungspartei AKP zu werben, aus der er politisch stammt. Er will den Landsleuten Mut machen, ihnen die Verdienste seiner Regierung verdeutlichen, sich als Heilsbringer und als politischer Gestalter der Zukunft empfehlen. Wenn das kein Wahlkampf in Deutschland ist.

(RP)
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