Beirut/Istanbul Erdogan und Assad in Syrien vor dem Ziel

Beirut/Istanbul · Im Norden nimmt die türkische Armee Afrin ein, im Süden steht Ost-Ghuta vor dem Fall.

In Syrien stehen an beiden Brennpunkten des Bürgerkriegs die militärischen Sieger so gut wie fest. Laut dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan haben türkische Truppen die von Kurden bewohnte Stadt Afrin im Norden eingenommen. Im Süden stießen die von Russland unterstützen Truppen von Präsident Baschar al Assad weiter in die Rebellenhochburg Ost-Ghuta vor. Damit nimmt die Neuordnung der Kräfte in Syrien nach der weitgehenden Ausschaltung der einst dominierenden Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) weiter Konturen an. Zehntausende Menschen versuchten, sich in Sicherheit zu bringen.

In Afrin räumten kurdische Kräfte ein, der türkischen Offensive nicht gewachsen zu sein. Die Kämpfer würden von nun an direkte Konfrontationen mit der türkischen Armee vermeiden, sagte einer der Vorsitzenden des Exekutivrats der Region Afrin. Der Gegner werde aber weiter angegriffen. Aus der Enklave flohen nach Angaben kurdischer Stellen und oppositionsnaher Beobachter in den vergangenen Tagen mehr als 150.000 Menschen.

"Die meisten Terroristen haben den Schwanz eingezogen und sind bereits geflohen", sagte Erdogan. Die Türkei hatte im Januar die Offensive gegen die kurdische Miliz YPG in Afrin gestartet und angekündigt, die Kämpfe auf andere Kurdengebiete auszuweiten. Afrin ist eine von drei kurdischen Kantonen in Nord-Syrien an der Grenze zur Türkei. Diese will verhindern, dass sich ein zusammenhängendes kurdisches Einflussgebiet vom Irak über Syrien bis in die Türkei bildet.

Auch in Ost-Ghuta mehren sich die Anzeichen einer endgültigen Niederlage der vorwiegend islamistischen Rebellen, die seit Jahren die Enklave vor den Toren von Damaskus gehalten haben. Harasta, der kleinste der drei Teile, in die Ost-Ghuta durch die Offensive aufgespalten wurde, steht offenbar kurz vor dem Sturm durch Soldaten Assads. Nach eigenen Angaben hat die syrische Armee rund 70 Prozent der Enklave erobert. Gestern besuchte Assad demonstrativ Stellungen der Armee.

Nach russischen Angaben flohen allein gestern über 20.000 Menschen aus Ost-Ghuta. Seit der Öffnung von Fluchtkorridoren hätten bislang mehr als 68.000 Menschen das Kampfgebiet verlassen, teilte das "Versöhnungszentrum" mit, das vom russischen Verteidigungsministerium betrieben wird. Die UN warnen bereits seit Wochen vor einer Hungersnot in den umzingelten Gebieten. Die normalerweise für einen Tag vorgesehenen Brotrationen müssten nun für eine ganze Woche reichen.

(rtr)
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