Persönlich Erna Solberg . . . ist Norwegens Eiserne Lady

Noch vor drei Monaten hat niemand an Erna Solberg geglaubt. Ein knappes Jahr lang führte die rot-grüne Opposition in Norwegen die Umfragen an und erhielt bei der Parlamentswahl am Montag auch rund 7000 Stimmen mehr als Solbergs rechtes Vier-Parteien-Bündnis. Dank der komplizierten Mandatsverteilung aber, bei dem Stimmen aus dünn besiedelten Regionen teils stärker gewichtet werden, erhielt ihre Høyre-Partei zusammen mit der mitregierenden rechtspopulistischen Fortschrittspartei (FRP) sowie den Christdemokraten und der liberalen Venstre-Partei ausreichend Sitze, um Solberg an der Macht zu halten. Es ist das erste Mal seit 1985, dass eine Rechtsregierung im traditionell sozialdemokratisch geprägten Norwegen wiedergewählt wird.

Zu verdanken hat sie ihren Erfolg vor allem zwei Dingen. So führte sie Norwegen einer Wirtschaftskrise, infolge derer die Öl-Industrie hatte 50.000 Arbeiter entlassen müssen. Vor allem aber ist es ihr gelungen, die FRP zu zähmen. Die verdrängte Solbergs Partei noch bei den Wahlen 2005 und 2009 von deren traditionellem zweiten Platz, mit einer Mischung aus Ausländerfeindlichkeit und der Selbstdarstellung als Protestpartei der einfachen Norweger. Solberg schaffte es als Regionalministerin von 2001 bis 2005, ihrer Partei einen strammeren Ruf in Ausländerfragen zu verpassen, was ihr den Spitznamen "Jern-Erna" einbrachte - Eiserne Erna.

Dass Solberg auf den ersten Blick etwas beamtengrau wirkt und Rhetorik nicht ihre Stärke ist, stört die Norweger indes nicht. Die 59-Jährige, die noch als Ministerin in einer gewöhnlichen Wohnung in einer Neubausiedlung in Oslo wohnte, gilt dafür als bodenständig. Pluspunkte brachte ihr vielleicht auch ein, dass sie kein Geheimnis aus Figurproblemen machte - oder aus einer Leidenschaft für Computerspiele. 2016 wurde sie erwischt, als sie während einer Parlamentssitzung das Handy-Spiel "Pokémon Go" spielte.

André Anwar

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort