Düsseldorf Erst 25 000 Unterschriften für G 9-Initiative

Düsseldorf · Der Elternvorstoß zur Wiedereinführung des Abiturs nach neun Gymnasialjahren in NRW kommt nur schleppend voran.

Seit Ende April hat die Initiative "G 9 jetzt" 25 000 Unterschriften für ihre Forderung gesammelt, den Gymnasien in NRW Wahlfreiheit zwischen dem Abitur nach acht oder neun Jahren (G 8/G 9) einzuräumen. Das sagte unserer Zeitung Anja Nostadt, Sprecherin der Elterninitiative "Gib 8", die ebenfalls für eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium eintritt und die Aktion unterstützt. Um den Landtag zu zwingen, sich mit dem "Turbo-Abitur" zu beschäftigen, muss die Initiative binnen eines Jahres 66 322 Unterschriften vorweisen - das entspricht 0,5 Prozent der stimmberechtigten Deutschen in NRW.

In Hamburg war 2013 eine ähnliche Initiative erfolgreich. Dort allerdings gelang es, in einem halben Jahr die Unterschriften von etwa 1,4 Prozent der Wahlberechtigten zu sammeln. In NRW sind es nach gut zweieinhalb Monaten lediglich knapp 0,2 Prozent. In Bayern ist soeben das Volksbegehren, das für eine Wahlfreiheit zwischen G 8 und G 9 eintritt, gescheitert. Bis gestern hätten sich zehn Prozent der Wahlberechtigten beteiligen müssen; der Zuspruch lag allerdings nur bei rund drei Prozent.

Nostadt sagte, die bisher in NRW gesammelten 25 000 Unterschriften seien "nicht wenig". Eigentlich sei die Sammlung gar nicht nötig, da die Umfragen eindeutig seien: "70 bis 80 Prozent der Bevölkerung wollen die Rückkehr zu G 9. Das ist ein stabiler Trend." Über Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) sei sie enttäuscht, sagte Nostadt. Die Ministerin habe bei Einberufung des runden Tisches zu G8/G9 erklärt, die Beratungen seien ergebnisoffen. Im Verlauf der Gespräche in den Arbeitsgruppen habe sich jedoch gezeigt, dass Löhrmann offenbar einen Systemwechsel ausschließe. Die bisher vorliegenden Verbesserungsvorschläge seien nicht überzeugend: "Wir müssen raus aus G 8."

Peter Silbernagel, Chef des Philologenverbands NRW, hält dagegen eine Reform des G 8 für möglich. Er rechne mit wirksamen Vorschlägen der Experten, ohne dass Unterrichtsangebot und -qualität litten, sagte Silbernagel. Sinnvoll sei die radikale Kappung des Nachmittagsunterrichts: "Die Gymnasien kommen mit einem Nachmittag pro Woche aus, um G 8 vernünftig zu organisieren." So dürften für Übung und Förderung vorgesehene Ergänzungsstunden nicht mehr für den eigentlichen Unterricht verwendet werden. "Das wird verboten", prognostizierte Silbernagel, der für seinen Vorstoß auf die Unterstützung der Schulleitervereinigung und der Landeselternschaft verweist.

Eine Sprecherin des Schulministeriums sagte, die drei Arbeitsgruppen hätten bis Jahresende Zeit, ihre Vorschläge vorzulegen. Sie bekräftigte, dass sich die Schulministerin Verbesserungen beim G 8 wünsche; eine Rückkehr zu G 9 sei "nicht so ohne Weiteres machbar".

(RP)
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