Die EU-Kommission will erlauben, dass überlange Lkw, sogenannte Gigaliner, künftig von einem Staat in einen anderen fahren dürfen, wenn beide Länder damit einverstanden sind. Das EU-Parlament muss den Plänen von Verkehrskommissar Siim Kallas aber noch zustimmen. Das Votum des Plenums der EU-Volksvertretung sei für April geplant, hieß es gestern in Brüssel.

Morgen findet im Europa-Ausschuss des Düsseldorfer Landtags eine Anhörung zu den Plänen statt. Dort werden Befürworter und Gegner ihre Argumente vortragen. "Gigaliner sind klimaschädlich, extrem gefährlich und teuer für den Steuerzahler", sagte der Abgeordnete Michael Cramer, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im EU-Parlament. Das Beispiel der maroden Rheinbrücke in Leverkusen zeige, dass die Infrastruktur der Belastung schon jetzt nicht gewachsen ist. "Mehr als 95 Prozent der Straßenschäden werden bereits heute von Lkw verursacht", erklärte Cramer. Die Gigaliner, die über 25 Meter lang und bis zu 60 Tonnen schwer sein können, würden dieses Problem noch verschärfen.

Die CDU im Landtag wirft SPD und Grünen vor, die Gigaliner aus "ideologischen Gründen" abzulehnen. Ihr Einsatz könne zu einer Verringerung der Fahrten im Schwerlastverkehr führen, erklärte Bernhard Schemmer, verkehrspolitischer Sprecher der Union. Daraus ergäben sich erhebliche Einsparungen beim Verbrauch.

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek lehnt die Riesen-Lastwagen ab. Mit der Zulassung würden noch mehr Güter auf die Straße verschoben, betonte der SPD-Politiker. Eine solche Verlagerung widerspräche klar den verkehrs- und umweltpolitischen Zielen der Landesregierung. "In vielen Autobahnkreuzen sowie bei den Auf- und Abfahrten würden die Gigaliner aufgrund ihrer Überlänge eine Gefahrenquelle darstellen", sagte Groschek. Der Verband der Automobilindustrie geht davon aus, dass nach der Zulassung von Gigalinern rund 20 Prozent der Fahrten im Straßengüterverkehr auf Lang-Lkw verlagert werden können.