Euro-Krise Griechenland spielt ein heikles Spiel

Meinung | Berlin · Die Euro-Zone ist und bleibt eine Schicksalsgemeinschaft. Die neue griechische Regierung führt diese Schicksalsgemeinschaft nun wieder an den Rand einer neuen Euro-Krise. Besser: Sie lässt die nie überwundene und nur mühsam unter den Teppich gekehrte alte Krise wieder aufleben.

Alexis Tsipras und sein Kabinett in Griechenland
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Griechenland: Das ist das Kabinett in Athen

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Foto: ap

Die von Griechenland ausgehende unmittelbare Ansteckungsgefahr für andere Euro-Länder ist heute zwar tatsächlich nicht mehr so stark wie noch 2012. Man sieht es an den Zinsen, die Euro-Staaten für ihre Anleihen bezahlen müssen. Die Märkte "bestrafen" Portugal, Spanien oder Italien bisher nicht mit deutlich steigenden Anleiherenditen, nur weil die neue griechische Regierung gegen Reformprogramme Amok läuft.

Trotzdem könnte Griechenland auch dieses Mal wieder der Anfang vom Ende des Euro sein, wenn nicht alle Mitspieler in diesem heiklen Spiel Vernunft bewahren. Es sind verdammt viele Mitspieler, die da am Tisch sitzen, was die Sache nicht einfacher macht.

Ziel muss es sein, Griechenland im Euro zu halten. Würde es wirklich herausfallen, gäbe es einen weltweiten Schock an den Finanzmärken. Eine neue Spekulationswelle gegen den Euro würde anrollen, auch wenn sie vielleicht weniger stark anschwellen würde als 2010/2011.

Zudem würde Griechenland ins Chaos stürzen. Europa würde das an seinen südeuropäischen Grenzen nicht riskieren wollen, Griechenland ist für die Nato ein wichtiger Stützpunkt.

Finanziell würde ein Herausfallen Griechenlands aus deutscher Sicht immer noch teurer als ein Weiter-So: Nicht nur die Hilfskredite wären verloren, was womöglich verkraftbar wäre. Das Land würde auch als Nicht-Euro-Mitglied riesige Summen benötigen, um die soziale Katastrophe abzufedern.

Das alles weiß der hoch pokernde Tsipras. Es darf aber nicht sein, dass es ihm damit gelingt, neue erhebliche Zugeständnisse der Euro-Partner zu erpressen. Denn würde Athen tatsächlich durchsetzen können, dass es wesentliche Reformauflagen nicht mehr erfüllen muss, Hilfsgelder aber trotzdem weiter fließen, wollen andere Länder das auch. Zudem würden überall in Europa die Links- und Rechtspopulisten weiter erstarken. Sie könnten vor ihren potenziellen Wählern mit Recht argumentieren: Wählt doch uns, dann kommt ihr ans Ziel und bekommt Hilfsgelder zu leichteren Konditionen.

Die Euro-Zone wird also eine Lösung mit dem wütenden Tsipras finden müssen, die ihn zuhause das Gesicht wahren lässt, die aber auch nicht dazu führt, dass die geltenden Verträge erkennbar aufgeweicht werden. Von allen Forderungen, die Tsipras vorbringt, ist die nach einem Ende der "Troika"-Kontrolle noch die harmloseste. Vielleicht ist das für die Euro-Zone tatsächlich ein Ansatz: Griechenland bekommt eine neue, harmloser aussehende "Troika" vor die Nase gesetzt, muss sich aber ansonsten an alle Abmachungen halten.

(mar)
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