Spitzentreffen zu Griechenland Keine Lösung im Nachtgipfel

Brüssel/Athen · Auch das nächtliche Spitzentreffen zwischen Tsipras, Merkel und Hollande bringt in der griechischen Schuldenkrise keine greifbaren Ergebnisse. Die Gespräche sollen forciert werden, heißt es jetzt. Standard & Poors stuft Griechenland noch tiefer auf Ramsch herunter.

 Angela Merkel und Alexis Tsipras. Die Gespräche um Griechenland sind inzwischen Chefsache.

Angela Merkel und Alexis Tsipras. Die Gespräche um Griechenland sind inzwischen Chefsache.

Foto: ap, VM

Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras hat im Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande erneut um einen Ausweg im Schuldendrama gerungen.

Nach der bis in den frühen Donnerstagmorgen dauernden Unterredung wurde kein konkretes Ergebnis vermeldet. Doch hätten sie sich darauf verständigt, die Bemühungen um eine Lösung zu forcieren, sagte Tsipras danach. Für Donnerstag kündigte er ein weiteres Treffen mit Eu-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker an. US-Kreditwächter erhöhten indes den Druck auf Athen: Die Ratingagentur Standard & Poors stufte Griechenland weiter herunter.

Die Bonität des Landes werde statt "CCC" künftig mit "CCC+" bewertet und der Ausblick sei negativ, teilte die US-Agentur am Mittwoch mit. Damit sinkt Griechenland noch tiefer auf Ramschniveau herab, womit Staatsanleihen für Anleger als äußerst risikobehaftet dargestellt werden.

Es sei wahrscheinlich, dass Griechenland binnen eines Jahres einen Zahlungsausfall erleide, falls es keine Einigung mit seinen Gläubigern erziele, teilte Standard & Poor's zur Begründung mit. Die Regierung in Athen räume Renten und anderen Staatsausgaben größere Priorität ein als die rechtzeitige Rückzahlung der Schulden. Damit meinte Standard & Poor's offenbar Tsipras' Beharrlichkeit, im Schuldenstreit keine "roten Linien" wie weitere Kürzungen bei Renten und Löhnen zulassen zu wollen.

Das Hilfsprogramm für Griechenland läuft Ende Juni aus. Allein bis Monatsende muss Athen Schulden von insgesamt 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds zurückzahlen. Sollte das Land die letzten 7,2 Milliarden Euro an Rettungsgeldern nicht erhalten, droht ein Staatsbankrott und im äußersten Fall das Ausscheiden aus dem Euro.

Doch die Verhandlungen zwischen der Linksregierung in Athen und den internationalen Geldgebern stecken in einer Sackgasse, weil sich beide Seiten nicht über die Reformen einig sind, die das Land im Gegenzug für die Freigabe der letzten Tranche von Hilfsgeldern umsetzen soll.

Die EU-Kommission sieht im Ringen um eine Lösung vor allem Athen in der Pflicht. Die Reformofferte Griechenlands der vergangenen Woche reichten nicht aus, um die Hilfsgelder loszueisen, sagte Sprecher Margaritis Schinas. Der Ball liege jetzt "klar" auf dem Feld der griechischen Regierung.

Merkel äußerte sich ähnlich. Ziel sei es zwar, Griechenland im Euro zu halten. "Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg." Doch müsse Tsipras als erster den Willen dazu zeigen, fügte Merkel hinzu. Ihr französischer Kollege Hollande drängte zur Eile. "Wir müssen schnell sein. Wir dürfen die Dinge nicht verschleppen", mahnte er.

Tsipras betonte, dass nicht nur sein Land in Gefahr sei. "Wir müssen eine Lösung finden, die Griechenland die Chance auf eine sichere Rückkehr zu Wachstum und nachhaltigem Schuldendienst gibt - und einen Pfad weist, der nicht allein Griechenland, sondern ganz Europa Sicherheit und Stabilität zurückbringt."

(ap)
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