Fotos Griechenland - die wichtigsten Personen am Verhandlungstisch
Die Hauptprotagonisten im griechischen Schuldendrama sind nicht nur in ihrer Meinung über den Sparkurs äußerst verschieden. Ein Überblick.
Alexis Tsipras, griechischer Regierungschef
Er hat eine Schwäche für die Revolutionslegende Che Guevara und kämpft dafür, dass sein Land zahlungsfähig und in der Eurozone bleibt. Der 40-jährige Tsipras führte seine radikale linke Syriza-Partei im Januar mit dem Versprechen an die Macht, dem Sparen ein Ende zu setzen. Obwohl er in den zähen Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern einige Kompromisse eingehen musste, bleibt er in seiner Heimat beliebt. Seinem Status als Rebell bleibt er insofern treu, als dass er auch weiterhin keine Krawatte trägt.
Angela Merkel, deutsche Bundeskanzlerin
Sie hat den Finger auf der Geldbörse, um die Finanzen der Euro-Familie zusammenzuhalten. Während der Schuldenkrise ist sie die zentrale Figur gewesen und forderte Länder zu harten Reformen und Haushaltskürzungen auf. Die 60-Jährige ist keine Freundin von allzu großen Risiken und wird alles versuchen, um Griechenland in der Eurogruppe zu behalten, aber auch nicht politischen Selbstmord begehen wollen. Was sie fürchtet: Als Schuldige dazustehen, die für das Ausscheiden Griechenlands und möglicherweise den Anfang vom Ende der EU verantwortlich ist.
Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank
Draghi ist der Mann, der die griechischen Banken mit Notkrediten am Leben hält. Der 67-jährige Italiener könnte Griechenland den Geldhahn zudrehen, sollte es nicht zu retten sein. Aber genau das will er am allerwenigsten. Während der Krise in Europa war Draghi eine der Antriebskräfte. 2012 versprach er, er werde machen, "was immer es erfordert", um den Euro zu retten. Im März startete die EZB ein massives Konjunkturpaket, das dabei half, die europäischen Märkte stabil durch die erneute Griechenlandkrise zu bringen.
Christine Lagarde, Direktorin des Internationalen Währungsfonds
Die silberhaarige Grande Dame der Finanzwelt führt einen der größten Geldgeber Griechenlands. Lagarde benötigt eine Einigung, die Athens Finanzen auf einen stabilen Sockel stellt, um zu zeigen, dass der IWF sein Geld nicht an Griechenland herausschmeißt. Sie weiß: Trotz seines Schuldenberges ist Griechenland reicher als viele Entwicklungsländer, die Mitgliedsstaaten des IWF sind. Zuletzt war von Unstimmigkeiten unter den Gläubigern zu hören. Auch weil Lagarde von den Europäern einen Schuldenschnitt erwartet.
Giannis Varoufakis, ehemaliger griechischer Finanzminister (bis 6. Juli)
Der Motorradfahrer Varoufakis ist Wirtschaftsprofessor, besitzt neben der griechischen noch die australische Staatsbürgerschaft und versprüht immer ein wenig die Aura von Hollywood-Draufgänger Bruce Willis. Der 54-Jährige wurde mit seiner schroffen Art zum Gesicht des griechischen Trotzes bei den Gesprächen, nahm mit der Zeit auch innerhalb seiner Regierung eine Außenseiterrolle ein. Tsipras schob ihn beiseite, als es auf der Suche nach einem Kompromiss zu eng wurde. Nach dem Referendum, bei dem die Mehrheit der Griechen mit "Nein" stimmte, trat Varoufakis am 6. Juli von seinem Amt als Finanzminister zurück. Sein Nachfolger wurde Euklid Tsakalotos.
Während Tsipras der Typ mit dem offenen Kragen ist, fällt Varoufakis dadurch auf, dass er sich nie das Hemd in die Hose steckt und salopp mit einem echten Rucksack in die Verhandlungen geht.
Euklid Tsakalatos
Nach dem Rücktritt von Giannis Varoufakis folgte ihm Euklid Tsakalatos auf den Posten des griechischen Finanzministers. Er wurde 1960 in Rotterdam geboren, studierte in Oxford und Sussex. Von 1990 bis 1993 lehrte er Wirtschaft an der Universität von Kent in Großbritannien. 2010 ging er als Professor an die Athener Wirtschaftsuniversität. Bevor er griechischer Finanzminister wurde, koordinierte der Ökonom die schwierigen Verhandlungen mit den Gläubigern in Brüssel. Auch nach seinem Amtsantritt trat er als Vermittler auf.
Genau wie sein Vorgänger trägt er keine Krawatte. Anders als Varoufakis gilt er aber eher als der Mann der leisen Töne.
Wolfgang Schäuble, deutscher Finanzminister
Der Gegenentwurf zu Varoufakis, mit dem er immer wieder aneinandergeriet. Er ist überzeugt von der Wirksamkeit strenger Sparpolitik in Kombination mit Strukturreformen und verweist dazu immer wieder auf das deutsche Erfolgsmodell. In der Griechenlandkrise waren die Dissonanzen mit der kompromissbereiteren Merkel zuletzt unüberhörbar.
Jean-Claude Juncker, Präsident der EU-Kommission
Bekannt dafür, seine diplomatischen Gäste überschwänglich mit Umarmungen und Küsschen zu begrüßen, hat sich der Luxemburger zu einem exzellenten Vermittler entwickelt. Als Kopf der EU-Kommission ist er ein Meister der politischen Kompromisse und Hinterzimmer-Deals. In Sachen Finanzkrisen ist der 60-Jährige ein Veteran: Acht Jahre lang hat er als Vorsitzender die Treffen der Eurogruppe geleitet, luxemburgischer Regierungschef ist er fast zwei Jahrzehnte lang gewesen. Er ist nicht unumstritten, unter anderem weil ihm vorgeworfen wird, den Griechen öffentlich zu weit entgegenzukommen.
Jeroen Dijsselbloem, Präsident der Eurogruppe
Der niederländische Finanzminister übernahm das Amt des Eurogruppen-Chefs von Juncker. So lässig sein Vorgänger war, so sittenstreng ist Dijsselbloem. Wenn er auf den großspurigen Varoufakis trifft, bleibt der 49-Jährige in seiner Körpersprache meist eiskalt. Wie die Regierung der Niederlande steht auch er eher auf der Linie der deutschen Sparpolitiker.