Strengere Vorgaben Besteuerung möglich: EU sagt Plastiktüten den Kampf an

Brüssel/Berlin · Im Laden greift der Kunde gerne mal zur Plastiktüte. Doch die Beutel richten verheerende Umweltschäden an. Die EU will die Plastik-Flut nun eindämmen und gibt strenge Ziele vor.

 Um die Zahl der umweltschädlichen Einwegtüten zu senken, dürfen die EU-Staaten künftig die Plastiktüten besteuern oder national sogar verbieten.

Um die Zahl der umweltschädlichen Einwegtüten zu senken, dürfen die EU-Staaten künftig die Plastiktüten besteuern oder national sogar verbieten.

Foto: dpa, jbu pzi

Die Europäische Union (EU) sagt den Plastiktüten den Kampf an. Um die Zahl der umweltschädlichen Einwegtüten zu senken, dürfen die EU-Staaten künftig die Beutel besteuern oder national sogar verbieten. Das beschlossen die EU-Minister nach Diplomatenangaben am Montag in Brüssel und segneten die schon länger debattierten Pläne endgültig ab. Zudem sollen sich die Staaten konkrete Ziele setzen, damit die Menschen ihre Einkäufe nicht mehr so häufig in Plastiktaschen nach Hause tragen.

Bis Ende 2025 soll jeder Europäer im Schnitt nur noch 40 Beutel pro Jahr verbrauchen - zuletzt (Stand 2010) waren es noch 176 Einwegtüten. Deutschland schnitt nach EU-Angaben etwas besser ab, der Verbrauch lag 2010 bei 64 Einwegtüten pro Kopf.

In den 28 EU-Ländern könnten die Menschen künftig stärker zur Kasse gebeten werden. Teilweise müssen Kunden schon heute im Laden geringe Centbeträge für Plastiktüten zahlen, doch häufig sind die Beutel noch gratis.

Die Bundesregierung hat noch nicht entschieden, wie sie die Vorgabe umsetzen will. Derzeit spreche "nichts dafür, in Deutschland Abgaben oder gar Verbote zur Reduzierung des Verbrauchs an Plastiktüten einzuführen", sagte eine Sprecherin von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) am Montag in Berlin. Man werde mit Umweltverbänden, Verbraucherschützern, Ländern und der Wirtschaft über das Thema diskutieren. Vom Handel gebe es positive Signale zur Kooperation.

Das Umweltbundesamt (UBA) hatte vorgeschlagen, Plastiktüten etwa in Kaufhäusern und Bekleidungsgeschäften nicht mehr umsonst abzugeben. Umweltschützer verweisen darauf, dass in Irland nach Einführung einer Abgabe die Anzahl der Plastiktüten von 328 auf 18 je Bürger und Jahr gesunken sei.

In der Debatte war Ministerin Hendricks im Januar bereits eine von 118.000 Menschen unterzeichnete Petition zur Eindämmung des Tütenverbrauchs überreicht worden. Dabei geht es um eine Umweltabgabe auf alle Plastiktüten von 22 Cent. Derzeit werden demnach allein in Berlin 5000 Tüten innerhalb von zehn Minuten ausgegeben.

Die Pläne sollen vor allem der Umwelt helfen. Es kann Hunderte Jahre dauern, bis sich Plastikbeutel in der Natur zersetzen. Ein Problem sind Müllteppiche aus Plastiktüten und Kunststoff im Meer. Der Abfall kann - etwa in kleinsten Teilchen - zum Beispiel von Tieren aufgenommen werden und sie schwächen oder töten.

Nicht betroffen von den EU-Vorgaben sind robuste Mehrfachtüten oder extrem dünne Tüten, die für Obst, Gemüse oder Frischfleisch gebraucht werden. Die Pläne treten 20 Tage nach Veröffentlichung im EU-Amtsblatt in Kraft, was in den nächsten Tagen erwartet wird.

(dpa)
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