Londoner Banker nach dem Brexit "Das Land ist gespalten"

Düsseldorf/London · Für viele Briten war es eine unruhige Nacht. Auch der 30-jährige James hat bis zum Morgengrauen auf die ersten Ergebnisse des Referendums gewartet. Er hat für "Remain" gestimmt.

 Vor allem junge Menschen in Großbritannien sind entsetzt über den Ausgang des Referendums.

Vor allem junge Menschen in Großbritannien sind entsetzt über den Ausgang des Referendums.

Foto: dpa, hm jma

James arbeitet bei einer Londoner Bank. Der 30-Jährige gebürtige Brite hat am Donnerstag für den Verbleib in der Europäischen Union gestimmt. Damit liegt er bei jungen Leuten im Trend. Weil sein Arbeitgeber nicht möchte, dass er sich öffentlich zu politischen Themen äußert, dürfen wir nur seinen Vornamen schreiben. Wir telefonieren am Freitagmorgen mit James, als er sich auf den Weg zur Arbeit macht.

Guten Morgen, wie fühlst du dich?

James: Enttäuscht.

Du hast für den Verbleib in der EU gestimmt...

James: Ja, gestern war ich noch sehr optimistisch, dass die "Remain"-Kampagne genügend Stimmen mobilisieren kann. Aber die Gegenseite hat den Menschen seit Jahren ihre Argumente für den Brexit vorgetragen. Ich bin trotzdem überrascht, dass die Brexit-Gegner so schwach abgeschnitten haben. In London hat eine große Mehrheit gegen den Brexit gestimmt, aber in Schottland und im Nord-Westen war das Lager nicht stark genug.

Wie ist denn die Stimmung? Redet ihr auch unter Kollegen über das Referendum?

James: Ich hatte das Gefühl, dass es fifty-fifty ist. Die jungen Leute wollen alle in der EU bleiben. Aber die Älteren sind mehrheitlich für einen Austritt. Da ist das Land gespalten.

Und weißt du, wie es jetzt weitergeht?

James: Ich habe wirklich keine Ahnung. Die Ironie ist, dass die Brexit-Befürworter immer von fehlender Demokratie in Europa gesprochen haben. Die Wahlbeteiligung lag jetzt bei rund 70 Prozent, und davon hat die Hälfte für den Austritt gestimmt. Das heißt, dass ein großer der Teil der Bevölkerung nicht für den Brexit gestimmt hat. Ich glaube, dass wir uns nun über Jahre hinweg in unserem Land über die Konsequenzen streiten werden.

(heif)
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