Hohe Auszeichnung für die Europäische Union Der Nobelpreis für den Kontinent des Friedens

Oslo · Mit einem Festakt ist in Oslo der Friedensnobelpreis an die Europäische Union verliehen worden. Der Europaparlamentspräsident Martin Schulz nahm die Auszeichnung gemeinsam mit EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und Kommissionspräsident José Manuel Barroso entgegen. Auch Kanzlerin Angela Merkel war in Oslo dabei.

Die EU bekommt den Friedensnobelpreis
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Die EU bekommt den Friedensnobelpreis

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Neben Merkel namen 20 weitere Staats- und Regierungschefs aus Mitgliedsländern an dem Festakt im Rathaus der norwegischen Hauptstadt teil. Die Auszeichnung wurde der Union für sechs Jahrzehnte erfolgreicher Arbeit bei der Verwandlung Europas zu einem Kontinent des Friedens nach zwei Weltkriegen zuerkannt.

Die Laudatio hielt der Vorsitzendes des norwegischen Nobelkomitees, Thorbjörn Jagland. Die europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl sei der Start eines Prozesses der Aussöhnung gewesen, der bis heute anhalte. Die EU habe dabei immer eine wichtige Rolle gespielt — und daher den Preis mehr als verdient, sagte er.

Gerade jetzt in der Krise sei der Zusammenhalt in der EU wichtiger denn je. Denn es hätte angesichts der Probleme zu einem neuen Protektionismus der Länder kommen können. Nur gemeinsam komme man aus der Krise wieder heraus — zum Wohle aller.

Besonderer Dank an Merkel und Hollande

Die Anwesenheit der Bundeskanzlerin Angela Merkel und des französischen Präsidenten Francois Hollande, so Jagland, mache diesen Tag wieder zu etwas Besonderem für uns alle. Daraufhin gab es minutenlangen Applaus.

Am heutigen Tag müsse man auch Helmut Kohl und der Bundesrepublik danken, die Anstrengungen und die enormen Kosten zu tragen, Deutschland zu einem gemeinsamen Land zu machen. "Das hat uns allen gedient und genutzt", so der Vorsitzende des Komitees.

Er sprach aber auch von den ethnischen Konflikten etwa auf dem Balkan. Fünf Kriege und einen Völkermord habe es gegeben. "Wir werden Srebrenica nie vergessen." Doch jetzt lege die EU auch die Grundlagen, diese Staaten in die Europäische Union zu integrieren. Er erinnerte aber auch daran, dass in der Region noch immer Konflikte schwelten und nannte das Beispiel des Kosovo.

"Wir leben zusammen", sagte Jagland in mehreren europäischen Sprachen. "Möge die gute Regierungsführung weiter die Oberhand behalten", führte er seine Rede zu Ende. "Es liegt an uns. Herzlichen Glückwunsch an alle Europäer!" Als die Medaille und die Urkunde schließlich an Schulz, Van Rompuy und Barroso verliehen wurde, gab es minutenlange stehende Ovationen.

"Unser Kontinent trägt die Narben des Krieges"

"Mit Dankbarkeit und Bescheidenheit stehen wir heute auf dieser Bühne, um den Preis entgegenzunehmen" — mit diesen Worten begann Van Rompuy seinen Teil der Dankesrede.

Der Krieg sei so alt wie Europa selbst, "unser Kontinent trägt die Narben" dieser Kriege, so der EU-Ratspräsident in Bezug auf die Begründung für den Preis. Doch nach den Weltkriegen — "endlich" — kam Europa zu Frieden. Frieden hätte es vielleicht auch ohne die EU gegeben, doch er hätte niemals diese Qualität gehabt. Denn das Wichtigste war der Schritt der Aussöhnung — und er verweist auf das Beispiel Deutschland und Frankreich.

"Europa war für viele Menschen ein Versprechen, eine Hoffnung", so Van Rompuy weiter. Momente wie der Kniefall von Willy Brandt in Warschau oder Francois Mitterand und Helmut Kohl, die Hand in Hand laufen, all diese Bilder "haben Europa geheilt". Es sei besser an einem Tisch zu kämpfen als auf einem Schlachtfeld", fügte er hinzu. Und die EU habe "die Kunst des Kompromisses zur Perfektion geführt".

Van Rompuy erinnerte aber ebenfalls an die Krise. Denn den Menschen, die davon betroffen seien, denken bei der EU nicht als erstes an Frieden. Doch man dürfe nicht in die Dunkelheit der Vergangenheit zurückkehren."Wir wollen ein besseres Europa für die Kinder von heute und die Kinder von morgen", sagte der Ratspräsident. Van Rompuy schloss mit den an John F. Kennedy angelehnten Worten "Ich bin ein Europäer".

Barroso: Euro als sichtbarstes Zeichen der Einheit

Das Streben nach Freiheit und Frieden habe die alten Spaltungen überwunden, setzte schließlich Kommissionspräsident Barroso die Dankesrede fort. "Unsere Union ist mehr als ein Staatenverbund", so Barroso. Eines der sichtbarsten Zeichen dieser Einheit halte jeder in der Hand. Dies sei der Euro, und den werde die EU auch behalten.

"Unser Streben nach der Einheit ist natürlich nicht perfekt", so Barroso. Doch trotz aller Unzulänglichkeiten könne die Europäische Union eine Inspiration für andere Teile der Welt sein. "Denn wir teilen uns eine Welt" mit all ihren Problemen — wie Terrorismus und Armut — die vor den Grenzen nicht haltmachten.

"Dieser Kontinent hat sich aus den Trümmern zu einem der stärksten Wirtschaftskontinente entwickelt", erklärte der Kommissionspräsident — und erinnerte zugleich an den Kampf für Menschenrechte. Denn die Werte des Friedens, welche die EU habe, habe nicht jedes Land in dieser Welt.

Barroso beendet seine Rede mit den Worten: "Hier und heute ist unsere Hoffnung und unser Engagement darauf gerichtet, dass die Europäische Union hilft, dass die Welt mehr zusammenfindet."

(das)
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