Flüchtlingsgipfel mit EU Die Türkei darf es nicht übertreiben

Meinung | Berlin · Die Türkei hat beim Flüchtlingsgipfel mit der EU weitere drei Milliarden Euro gefordert. Vorwerfen kann man der Türkei das Feilschen nicht, aber übertreiben darf sie es auch nicht.

 Der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu mit dem Chef des Europäischen Rates, Donald Tusk, und dem EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker.

Der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu mit dem Chef des Europäischen Rates, Donald Tusk, und dem EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker.

Foto: afp, ed

Die Kanzlerin prägte in den Nachwehen der Finanzkrise den Begriff "alternativlos", um die Rettung von Banken zu rechtfertigen. Und wäre der Begriff nicht zum Unwort des Jahres 2010 gekürt worden, stünde er jetzt vielleicht wieder in Redemanuskripten von Angela Merkel.

Denn auch in der zweiten großen Krise ihrer Amtszeit steht die Kanzlerin mit dem Rücken an der Wand. Um die Zahl der nach Europa kommenden Flüchtlinge drastisch zu reduzieren, ist sie mit der EU auf die Türkei angewiesen. Da ist es nur folgerichtig, dass Ankara beim EU-Gipfel den Einsatz erhöhte: Zusätzlich zu den bereits vereinbarten drei Milliarden Euro sollen es weitere drei Milliarden sein.

Vorwerfen kann man der Türkei das Feilschen nicht, zumal das Land noch mehr Lasten tragen will. Und angesichts der Milliardenprogramme, die allein Deutschland zur Bewältigung der Flüchtlingskrise bereits beschlossen hat, sieht Wucher wohl anders aus.

Doch die Türkei darf es jetzt nicht übertreiben. Zu groß sind die internen Spannungen mit den Kurden, zu schwerwiegend die Vorwürfe wegen Menschen- und Grundrechtsverletzungen. Und zu groß ist auch Ankaras Abhängigkeit von der EU - bis hin zu Beitrittsperspektiven in ferner Zukunft.

(jd)
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