Bertelsmann-Studie 78 Prozent der AfD-Wähler sind gegen Globalisierung

Düsseldorf · Die Anhänger von rechtsgerichteten Parteien in Europa haben überdurchschnittlich oft Angst vor der Globalisierung. Demnach spielen nicht die eigenen Werte, sondern vielmehr Ängste bei der Wahl einer Partei eine zentrale Rolle.

Europa ist gespalten, wenn es um das Thema Globalisierung geht. Das ist ein Fazit der am Mittwoch veröffentlichten Bertelsmann-Studie zu traditionellen Werten und Globalisierungsangst. In neun europäischen Ländern hat die Stiftung Menschen befragt. 55 Prozent von ihnen sehen die Globalisierung zwar als Chance, 45 Prozent sehen sie als Bedrohung. Deutschland entspricht genau diesem Bild, während in Großbritannien 64 Prozent die Globalisierung befürworten. Unter den Österreichern ist die Globalisierungsangst am höchsten. Nur 45 Prozent befürworten Globalisierung.

Die Studie stellt fest, "dass die politischen Antworten,
die sich die Menschen wünschen, und die politischen Parteien, denen sie
sich zuwenden, eher von Ängsten als von Werten geprägt sind". Auffällig ist, dass die Globalisierungsgegner eher für einen EU-Austritt stimmen würden. Lediglich neun Prozent von ihnen vertrauen ihren Politikern, während es bei den Befürwortern immerhin 20 Prozent sind. Außerdem finden 57 Prozent der Globalisierungsgegner, dass zu viele Ausländer in ihrem Land leben. Viele von ihnen fühlen sich von Ausländern bedroht. Eine große Zahl der Menschen, die die Globalisierung als Bedrohung sehen, würden eher rechtspopulistische Parteien wählen, schlussfolgert die Bertelsmann-Stiftung.

Deutlich wird in den Umfrageergebnissen auch, dass das Bildungsniveau die Einstellung zur Globalisierung beeinflusst. 47 Prozent der Befragten, die sich zur Arbeiterklasse zählen, sowie ebenfalls 47 Prozent der Menschen mit niedrigem Bildungsniveau haben Angst vor der Globalisierung. Bei der Mittelschicht sind es 37 Prozent. Dabei scheint auch der Grad der wirtschaftlichen Verunsicherung eine Rolle zu spielen. Denn die liegt bei der Arbeiterklasse bei 38 Prozent, bei der Mittelschicht beit 25 Prozent. Kaum Unterschiede zeigt die Umfrage hingegen bei Wohnort und und Geschlecht, während die Betrachtung nach Alter sortiert zeigt, dass junge Menschen eher die Globalisierung befürworten (61 Prozent der 18- bis 25-Jährigen) als ältere Menschen (53 Prozent der 56- bis 65-Jährigen). Der wesentlichste Unterschiede würde auf dem Alter der Befragten und ihrem Bildungsniveau beruhen. "Jüngere und Personen mit einem höheren Bildungsniveau sind demnach weniger ängstlich gegenüber der Globalisierung eingestellt", stellt die Stiftung heraus.

Aber welche Parteien wählen Menschen, die sich von der Globalisierung bedroht fühlen? Auch dieser Frage ist die Bertelsmann-Stiftung nachgegangen. Nach einem Parteienvergleich in neun EU-Ländern kommt die Untersuchung zu dem Ergebnis, dass sich Globalisierungsgegner häufig rechtsgerichteten Parteien zuwenden. So liege der Anteil der Globalisierungsgegner unter den AfD-Anhängern bei 78 Prozent. Beim französischen Front National bei 76 Prozent und bei der FPÖ bei 69 Prozent. Damit liegen sie in den jeweiligen Ländern auch deutlich über dem Anteil von Globalisierungsgegnern in allen anderen Parteien. "Insbesondere Parteien der
extremen Rechten scheinen Menschen anzuziehen, die der Meinung sind, die Globalisierung stelle eine Bedrohung dar, und die wirtschaftliche Ängste haben", schreiben die Herausgeber der Studie.

(rent)
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