Griechenland Am Automaten gibt es nur noch 60 Euro

Athen · Griechenland lässt seine Banken bis zum kommenden Montag geschlossen und begrenzt die möglichen Abhebungen an Geldautomaten auf 60 Euro. Die Kanzlerin spricht am Mittag mit den Fraktionschefs in Berlin. Der Euro gibt weiter nach. Auch in Asien drehen die Kurse ins Minus.

 Lange Schlangen vor den Geldautomaten in Athen. Der Verfügungsrahmen wird mit sofortiger Wirkung auf 60 Euro begrenzt.

Lange Schlangen vor den Geldautomaten in Athen. Der Verfügungsrahmen wird mit sofortiger Wirkung auf 60 Euro begrenzt.

Foto: dpa, sp ks

Angesichts der akuten Schuldenkrise Griechenlands bleiben die Banken des Landes bis zum 6. Juli geschlossen. Das wurde in einer in der Nacht zum Montag in Athen veröffentlichten amtlichen Mitteilung festgelegt. Die Bankenschließung gilt damit bis nach dem Referendum über die Vorschläge der internationalen Geldgeber Griechenlands am kommenden Sonntag. Die täglichen Barabhebungen an Geldautomaten werden der Mitteilung zufolge für Griechen auf 60 Euro pro Tag beschränkt. Mit der offiziellen Bekanntgabe wurden entsprechende Berichte griechischer Medien bestätigt.

"Extreme Dringlichkeit"

Unterzeichnet wurden die Verfügungen von Griechenlands Staatschef Prokopis Pavlopoulos und Regierungschef Alexis Tsipras. Es handele sich um Maßnahmen "von extremer Dringlichkeit". Sie sollten "das griechische Finanzsystem und die griechische Wirtschaft wegen des Mangels an Liquidität schützen, der durch die Entscheidung der Eurogruppe vom 27. Juni gegen die Ausweitung des Abkommens über die Kredite für Griechenland herbeigeführt" worden sei, heißt es in der amtlichen Mitteilung.

Die griechische Regierung hatte zuvor mitgeteilt, die Einschränkungen bei Abhebungen an Geldautomaten würden nicht für Besucher aus dem Ausland gelten, wenn diese "mit einer in ihrem Herkunftsland ausgestellten Kreditkarte Transaktionen und Abhebungen" vornehmen wollten. Touristen dürften damit weniger unter der aktuellen Krise leiden. Allerdings waren einige Geldautomaten in Griechenland wegen des Ansturms der Kunden bereits leer.

Tsipras hatte am Sonntagabend in einer Fernsehansprache angekündigt, dass die Banken in Griechenland am Montag vorerst geschlossen blieben. Der Bankensektor solle mit Kapitalverkehrskontrollen vor dem Zusammenbruch bewahrt werden. Die Dauer der Maßnahme teilte Tsipras in der Ansprache nicht mit.

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US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel drückten in einem Telefonat ihre Besorgnis aus. Beide Seiten hielten es für äußerst wichtig, alles zu unternehmen, um einen Weg zu finden, der es Griechenland erlaube, innerhalb der Eurozone Reformen umzusetzen und Wachstum zu erzielen, teilte das Weiße Haus mit. Wirtschaftsexperten beider Länder beobachteten die Situation und stünden in engem Kontakt. Merkel rief die Spitzen der im Bundestag vertretenen Parteien für Montagmittag (13.30 Uhr) ins Kanzleramt in Berlin.

Die Lage in Griechenland hatte sich am Wochenende drastisch verschärft: Aus Sorge um ihre Ersparnisse versuchten zahlreiche Griechen, ihr Geld abzuheben. Vor Geldautomaten bildeten sich lange Schlangen.

Griechenland steuert auf einen Bankrott zu; es droht Finanzchaos. Tsipras hatte in der Nacht zum Samstag überraschend ein Referendum über die Vorschläge der Geldgeber für den kommenden Sonntag angekündigt. Die Finanzminister der Eurozone warfen Tsipras daraufhin vor, einseitig die Verhandlungen abgebrochen zu haben, und entschieden, das am Dienstag auslaufende Hilfsprogramm nicht zu verlängern. Ohne frisches Geld droht Griechenland binnen weniger Tage die Pleite.

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Börsen reagieren besorgt

Die Märkte in Asien und der Pazifikregion sind nach den Entwicklungen vom Wochenende mit Verlusten in die neue Woche gestartet. Japan, Singapur und Sydney öffneten am Montag mit deutlichem Minus.

In Japan verlor der Nikkei-Index für 225 führende Werte zur Handelsmitte 368,81 Punkte oder 1,78 Prozent auf den Zwischenstand von 20 337,34 Zählern. Zu Handelsbeginn hatte er zeitweise 2,14 Prozent nachgegeben. Der breit gefasste Topix fiel bis zur Handelsmitte um 28,41 Punkte oder 1,7 Prozent auf 1638,62 Punkte. Exportwerten machte der steigende Yen-Kurs zu schaffen.

In Sydney sackte der S&P/ASX 200-Index ebenfalls zeitweise um zwei Prozent ab. Das entsprach einem Verlust von rund 35 Milliarden australischen Dollar im australischen Aktienmarkt (gut 24 Mrd Euro).

Euro gibt nach

Im Stadtstaat Singapur büßte der Straits Times-Index mehr als ein Prozent ein. Der Aktienmarkt lag am Vormittag bei rund 3280 Punkten. Er war schon vergangene Woche wegen der Griechenland-Sorgen unter Druck.

Der Euro gab am Montag wie erwartet nach. Das Minus hielt sich mit einem Abschlag von rund eineinhalb Cent allerdings in Grenzen. Um 5 Uhr kostete ein Euro 1,1012 Dollar, nachdem er am Freitagabend bei rund 1,1160 Dollar gestanden hatte. In den ersten Handelsstunden der Woche war der Euro zeitweise auf 1,0955 Dollar gefallen. Experten machten die jüngste Eskalation in der griechischen Krise für den Kurssturz verantwortlich.

(AFP, dpa)
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