"Parallelwährung in Griechenland denkbar" CDU-Wirtschaftsflügel: Müssen offen über Grexit diskutieren

Berlin · Während Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble von Griechenland ein Verhalten fordert, das Vertrauen an den Finanzmärkten zurückbringt, hat der CDU-Wirtschaftsflügel eine offene Debatte über ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone gefordert.

 Kurt Lauk fordert eine Diskussion über den Grexit.

Kurt Lauk fordert eine Diskussion über den Grexit.

Foto: ddp

"Die Euro-Zone benötigt dringend eine offene Diskussion über einen Plan B für Griechenland - sei es ein Grexit, die Einführung einer Parallelwährung oder ein anderer Weg", sagte der Präsident des CDU-Wirtschaftsrats, Kurt Lauk, der "Bild"-Zeitung.

Zugleich warnte er vor neuen Hilfen für Athen. "Inzwischen ist nicht mehr das Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro die größte Gefahr, sondern sein Negativbeispiel innerhalb der Gemeinschaft", sagte der Wirtschaftsratschef. Keinesfalls dürfe die Lösung erneut darin bestehen, die Laufzeiten von griechischen Staatsanleihen zu verlängern und auf die Zinszahlungen zu verzichten.

In den Verhandlungen zwischen Athen und seinen Gläubigern von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds (IWF) droht der griechischen Regierung bis zur nächsten Frist am 24. April das Geld auszugehen. Griechenland benötigt dringend eine weitere Tranche von 7,2 Milliarden Euro der Finanzhilfen von 240 Milliarden Euro. EU und IWF verlangen jedoch für ihre Zustimmung weiterreichende Reformvorschläge. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) setzte Griechenlands langfristige Bonität am Mittwoch um eine weitere Stufe auf das Niveau CCC+ herab.

Schäuble: Griechenland muss Vertrauen zurückgewinnen

Griechenland muss nach Ansicht von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble darauf hinarbeiten, Vertrauen an den Märkten zurückzugewinnen. "Griechenland muss einen Weg finden, wie es das Vertrauen an den Märkten zurückgewinnen und seine Wettbewerbsfähigkeit stärken kann", sagte Schäuble am Mittwoch in der Columbia University in New York. Die Frage der Rückgewinnung des vollen Zugangs zum Kapitalmarkt sei schon eine wesentliche Zielgröße des aktuellen zweiten Hilfsprogramms für das Land gewesen. Schäuble forderte Griechenland erneut auf, seine Zusagen gegenüber seinen Geldgebern einzuhalten. Im Übrigen habe er den griechischen Regierungschef Alexis Tsipras bei früherer Gelegenheit schon gewarnt, wenn er seinen Wählern eine Erholung ohne ein mit den Geldgebern abgestimmtes Programm verspreche, dann werde er ein Problem bekommen.

Der deutsche Finanzminister würde eine Mitgliedschaft von Polen oder auch der Tschechischen Republik in der Eurozone befürworten, sobald sie sich dafür entscheiden. Zugleich forderte er, die Eurozone und Europa müssten bei ihrer Integration Schritt für Schritt weiterkommen und ihre Entscheidungsstrukturen verbessern. Schäuble bedauerte im Übrigen, dass es der Westen nicht geschafft habe, gegenüber der von China angestoßenen Gründung einer Asiatischen Infrastruktur-Entwicklungsbank (AIIB) gemeinsam zu handeln. "Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass wir keine gemeinsame Position in der G7 hingekommen haben", sagte er. Der Westen könne nur erfolgreich zu einem stabilen Weltwirtschaftssysstem beitragen, wenn er eng zusammenarbeite.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort