Bargeldknappheit in Griechenland In einigen Hotels können Gäste mit Lew und Lira zahlen

Athen · Vor den griechischen Banken war auch am Dienstag das seit zehn Tagen gewohnte Bild zu sehen: An den Geldautomaten der geschlossenen Filialen bildeten sich lange Schlangen. Die Menschen wollten ihre "Tagesration" abheben – jene 60 Euro, die sie pro Tag höchstens ausgezahlt bekommen.

 Der Strand von Chania auf Kreta. Touristen sind mehr denn je eine wichtige Geldquelle für die Griechen.

Der Strand von Chania auf Kreta. Touristen sind mehr denn je eine wichtige Geldquelle für die Griechen.

Foto: dpa, pla soe

Vor den griechischen Banken war auch am Dienstag das seit zehn Tagen gewohnte Bild zu sehen: An den Geldautomaten der geschlossenen Filialen bildeten sich lange Schlangen. Die Menschen wollten ihre "Tagesration" abheben — jene 60 Euro, die sie pro Tag höchstens ausgezahlt bekommen.

Oft kommt aber nur noch eine Fünfzig-Euro-Note aus den Automaten, weil die Zwanziger ausgegangen und die Maschinen nicht auf Zehn-Euro-Scheine eingerichtet sind. Großer Andrang herrschte auch vor den wenigen Filialen, die geöffnet hatten, um Pensionären ihre Rente auszuzahlen — allerdings nur in einer ersten Rate von 120 Euro. Einige griechische Unternehmen sind bereits dazu übergegangen, ihre Gehälter ganz oder teilweise in bar auszuzahlen.

Eigentlich sollen alle griechischen Banken ab Donnerstag wieder geöffnet sein. Wenn es bei den Verhandlungen der Regierung mit den Geldgebern keinen Durchbruch gibt, könnten die Kapitalkontrollen jedoch ausgedehnt werden. Nach Aussage des zurückgetretenen Finanzministers Giannis Varoufakis sollten die Banken im Land seit Dienstag geöffnet sein.

Vor allem älteren Menschen fällt das mitunter stundenlange Warten vor den Filialen schwer. In Iraklion auf Kreta bildete sich eine Bürgerinitiative, die in Zusammenarbeit mit einer Lebensmittelfirma die Wartenden mit gekühltem Wasser und kleinen Snacks versorgt. Auf Inseln wie Kreta, wo viele ausländische Touristen ankommen, entspannte sich die Lage inzwischen etwas, denn die meisten Urlauber bringen Banknoten mit.

"Die Charterflugzeuge sind nicht nur voller Touristen, sondern auch voll mit Euros", sagte ein Händler auf Rhodos. Über den Handel und die Hotels fließt das Bargeld zurück zu den Banken. Sie nehmen jetzt trotz der Schließung der Filialen wieder Einzahlungen von Firmenkunden an. Mit diesen Geldern können dann die Automaten nachgefüllt werden.

Allerdings haben nicht alle Urlauber Euros dabei. Im Norden Griechenlands kommt ein Großteil der Besucher aus Bulgarien. Auf den Ägäis-Inseln gibt es zahlreiche Reisende aus der benachbarten Türkei. Viele Hoteliers, Tavernenwirte und Andenkenhändler akzeptieren deshalb nun sogar Barzahlung in bulgarischen Lew und türkischer Lira.

Nach Aussage des griechischen Wirtschaftsministers Giorgos Stathakis reicht das Bargeld für die Bankautomaten noch bis Freitag. Spätestens dann muss die Europäische Zentralbank neue Notkredite bewilligen, sonst geht den Banken das Geld aus.

(RP)
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