Fotos Menschen in Griechenland - Stimmen vom Abgrund
Seit fünf Jahren schon heißt es in Griechenland für die meisten Menschen: Sparen, Kürzen, keine Zukunft. Das Land ist gespalten. Stimmen von der Straße.
Quelle: dpa
Christos (66), arbeitslos: "Ich habe im Januar auch Tsipras gewählt, aber wir werden noch sehen, ob er uns wirklich überzeugen kann. Seit fünf Monaten herrscht Stillstand. Ich weiß nicht, ob die Regierung die neuen milliardenschweren Sparvorschläge tatsächlich hierzulande durchsetzen kann. Es gibt bereits einigen Widerstand. Aber ich glaube, dass am Ende eine Art von Kompromiss mit den Gläubigern für alle Seiten am besten ist."
Charilaos (50), arbeitet als städtischer Gärtner: "Ich habe - wie viele andere auch - Alexis Tsipras gewählt, damit es in Griechenland einen Wandel gibt. Nach fünf Monaten Verhandlungen schlägt aber auch er jetzt den Weg der Vorgängerregierungen ein. Wir steuern wieder auf ein Memorandum zu. Damit bin ich nicht zufrieden. Griechenland sollte aus dem Euro ausscheiden, damit dies endlich ein Ende hat."
Vassilis Tsekouras (32), Straßenfeger: "Vieles hier, vor allem das Gesundheitssystem, hat sich in den vergangenen Jahren kein Stück verbessert, im Gegenteil. Ich musste wegen eines Geschwürs zum Arzt gehen. Der hat 500 Euro verlangt, um mich zu behandeln. Als ich die nicht bezahlen konnte, hieß es: "Kommen Sie in drei Monaten wieder." Ohne die Bestechungsumschläge, "Fakelakia", geht hier immer noch kaum etwas. Viele Menschen arbeiten zehn oder zwölf Stunden am Tag und können sich das dennoch nicht leisten. Trotz allem bin ich der Meinung, dass Griechenland im Euro bleiben sollte. Es sollte aber eine Lösung gefunden werden, bei der die griechische Bevölkerung nicht noch mehr leiden muss."
Katerina Kakoliri (39), Angestellte in einem Café: "Ich finde es gut, dass Tsipras seit Monaten hartnäckig verhandelt. Das zeigt, dass er das Beste für das Land will. Es muss wohl einige Änderungen in Griechenland geben. Aber die Geldgeber sollten andererseits auch mehr Flexibilität zeigen."
Chrisoula Ypsilandi (56), Restaurantbesitzerin: "Bei den Wahlen hat unsere jetzige Regierung viel versprochen, um zu gewinnen. Jetzt wird klar, dass sie dies nicht halten kann. Seit es Spekulationen gibt, dass die Banken schließen könnten, geht auch unser Geschäft schlechter, die Touristen werden abgeschreckt."
Fotis Kapordelis (41), Apotheker: "Griechenland hat jahrelang über seine Verhältnisse gelebt. Ich denke, es wären schon vor Jahren Reformen und Veränderungen nötig gewesen. Aber leider wissen viele Menschen hierzulande nicht, wie es im Rest Europas zugeht, weil sie kaum ins Ausland reisen. Die derzeitige Regierung fordert Dinge, die sich einfach nicht realisieren lassen. Ich glaube trotzdem, dass es am Ende eine Einigung geben wird und keinen "Grexit" (Euro-Austritt). Das könnte sich Griechenland kaum leisten."