Griechenlands Regierungschef Samaras Wandel vom Forderer zum Bittsteller

Athen · Sein Ruf nach Aufschub wird lauter: Antonis Samaras, Regierungschef von Griechenland. Einen Tag vor seinem Berlin-Besuch richtet er in mehreren Interviews Bitten an die deutsche Regierung. Und verspricht die Rückzahlung aller Kredite. Doch das Misstrauen dürfte groß sein. Denn Samaras hat sich vor Monaten noch nicht so europafreundlich gezeigt.

August 2012: Auflagen und Rettungspakete für Athen
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Es ist keine leichte Aufgabe, die Antonis Samaras hat. Er muss ein Land reformieren, dessen Wirtschaft am Boden liegt, und zugleich die Sparauflagen von EU und IWF erfüllen, damit Athen weiterhin Geld bekommt. Doch genau diesen Job wollte Samaras vor Monaten, darum hat er gekämpft.

Und nun ist er der Bittsteller, will, dass die EU seiner Regierung mehr Zeit gibt, um die Sparauflagen erfüllen zu können. In der französischen Zeitung "Le Monde" rief er die Politik außerdem dazu auf, das Gerede über ein Ende Griechenlands in der Eurozone zu beenden. So könne man nur schwer privatisieren.

Der griechische Premier gibt sich aber auch optimistischer denn je. Er räumte zwar ein, dass sein Land in der Vergangenheit viele Fehler gemacht habe, doch das Land habe ein enormes wirtschaftliches Potenzial. Bislang aber hat sich das in den wenigen Reformen des Landes kaum als wirksam erwiesen. Und Samaras selbst war einer der Protagonisten, die eine Verzögerung in dieser Hinsicht mitbewirkt haben.

Samaras wollte unbedingt an die Spitze

Umso skeptischer dürfte man aufseiten der EU und der deutschen Politik sein. Denn als Samaras noch Oppositionsführer war, war er es, der sich gegen das Hilfsprogramm und die damit verbundenen Sparauflagen ausgesprochen hatte. Er wusste, dass die Menschen in Griechenland leiden und immer mehr in der Armut versinken. Er wusste, dass er damit punkten und seine eigene Karriere befördern konnte.

Denn eines hatte er immer wieder deutlich gemacht: dass er Ministerpräsident von Griechenland werden würde. Und so war er es, der im vergangenen Jahr immer wieder Neuwahlen gefordert hatte. Selbst als er die Chance hatte, mit den Sozialisten gemeinsam zu regieren, hatte er dies abgelehnt — denn sein Ziel war ein ganz anderes.

Im Wahlkampf versprach den Bürgern dann lediglich Steuererleichterungen. Und in Bezug auf das Sparpaket gab er sich zurückhaltend. Diese Rolle hatte sein Konkurrent Alexis Tsipris in diesen Tagen übernommen. Genau das versucht er nun umzusetzen — auch an diesem Freitag in Berlin. Ob er erhört werden wird, ist dabei allerdings offen. Wirtschaftsminister Philipp Rösler jedenfalls zeigte sich bislang hart.

Regierungschef will alle Kredite zurückzahlen

Samaras aber braucht einen politischen Erfolg in der Heimat. Schließlich weiß er, wie schnell seine Vorgänger abgelöst wurden. Und er weiß auch, dass sein Land eine Atempause braucht vor lauter Sparbemühungen. Dementsprechend beteuert er umso mehr, dass sein Land alle Kredite zurückzahlen werde.

Ob das Vertrauen allerdings da ist, das er diese Versprechen einhält, ist fraglich. Denn immer wieder hatte die EU Reformen gefordert, die allerdings mächtig hinterher hingen. Keiner weiß also, ob das Land sie nun wirklich umsetzt und auch den mächtigen, von Korruption geprägten Beamtenapparat umbaut, wie es Samaras nun verspricht.

Samaras selbst aber dürfte inzwischen gelernt haben, dass Griechenland mehr denn je vom Geld der EU abhängig ist. So sagte er der "Süddeutschen Zeitung", dass, falls die nächste Hilfstranche nicht fließe, Griechenland pleite sei. Und das zu riskieren, wird wohl kaum das Anliegen eines Politikers sein, der auch immer eine erfolgreiche Karriere im Blick hatte.

Inselverkäufe zur Stopfung der Löcher?

Übrigens: Bei ihrer Suche nach neuen Finanzierungsquellen denkt die griechische Regierung jetzt offenbar über den Verkauf von Inseln nach. Samaras wurde in einem am Donnerstag in der französischen Zeitung "Le Monde" veröffentlichten Interview mit den Worten zitiert, seine Regierung sei bereit, unbewohnte Inseln zu verkaufen. Einige dieser Inseln könnten durchaus von wirtschaftlichem Nutzen sein. Bedingung sei aber, dass der Verkauf keine Gefahr für die nationale Sicherheit sei, erklärte Samaras. Es gehe darum, ungenutztes Land in Kapital zu verwandeln, das Einnahmen generiere, und das zu einem fairen Preis.

(das)
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