Angela Merkel lehnt Kommentar ab Massive Kritik an Berlusconis Nazi-Äußerungen

Berlin · Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will auf die jüngsten Vorwürfe des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi gegen Deutschland nicht näher eingehen. Berlusconi selbst reagierte auf die massive Kritik und bezeichnet sich jetzt als Freund Deutschlands.

Silvio Berlusconis Nazi-Äußerungen erzeugen massive Kritik
Foto: afp, mlm

Der frühere italienische Regierungschef Silvio Berlusconi hat sich nach der Kritik an seinen KZ-Äußerungen verteidigt. "Es ist surreal, mir anti-deutsche Gefühle oder angebliche Feindlichkeit gegenüber dem deutschen Volk zu unterstellen, dessen Freund ich bin", hieß es in einer Erklärung des 77-Jährigen vom Montag. Es sei "schmerzhaft und bedauerlich", dass seine Aussagen von der Linken aufgebauscht und aus dem Kontext gerissen worden seien.

Berlusconi hatte am Wochenende bei einer Europawahlveranstaltung seiner Partei "Forza Italia" mit deutschlandkritischen Entgleisungen für Aufsehen gesorgt. Der inzwischen wegen Steuerbetrugs verurteilte 77-Jährige griff den sozialdemokratischen EU-Spitzenkandidaten Martin Schulz scharf an, verteidigte frühere Attacken und sagte: "Ich wollte ihn nicht beleidigen, aber, um Gottes Willen, für die Deutschen haben die Konzentrationslager nie existiert."

Berlusconis "Forza Italia" gehört ebenso wie die CDU der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP) an, die mit Juncker an der Spitze in die Wahl am 25. Mai geht. Im Wahlkampf klebt Berlusconis Partei Plakate mit dem Slogan "Più Italia, meno Germania" ("Mehr Italien, weniger Deutschland").

Massive Kritik an Berlusconi

Deutschlandweit hatten die Äußerungen Berlusconis für Kritik gesorgt. Bundeskanzlerin Angela Merkel lehnte eine Stellungnahme ab. Der Grund: zu absurd. "Die Behauptungen, die da aufgestellt wurden, sind so absurd, dass die Bundesregierung sie nicht kommentiert", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin.

Der Spitzenkandidat der Konservativen bei der Europawahl, Jean-Claude Juncker, verlangte unterdessen eine Entschuldigung Berlusconis. "Die jüngsten Bemerkungen von Herrn Berlusconi haben mich angewidert", sagte Juncker am Montag in Brüssel. Der müsse die Aussagen zurücknehmen und sich bei Holocaust-Überlebenden und den Deutschen entschuldigen.

Unionsfraktionschef Volker Kauder kündigte an, das Vorgehen Berlusconis in der EVP zur Sprache zu bringen. "Berlusconi muss da in die Schranken gewiesen werden", sagte der CDU-Politiker im ZDF-"Morgenmagazin".

Berlusconi ist nach seiner Verurteilung wegen Steuerbetrugs dazu verpflichtet worden, seine Reststrafe von einem Jahr mit Sozialstunden abzuleisten. Seinen Sozialdienst in einem Seniorenheim wird er frühestens am Freitag oder Anfang kommender Woche antreten.

(dpa)
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