Chef der britischen Rechtspopulisten Ukip Nigel Farages Frau: "Er trinkt und raucht zu viel"

London · Die Meinungsforscher hatten es bereits vorhergesehen, mit der Europawahl kam dann der Rechtsruck in Großbritannien. Die Unabhängigkeitspartei Ukip rund 27,5 Prozent. Ihr Chef, Rechtspopulist Nigel Farage spuckt gern große Töne. Wie er sich aber abseits des politischen Trubels gibt, das hat nun seine Ehefrau in einem Interview verraten.

Nigel Farage – Chef der britischen Partei Ukip
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Kirsten Farage ist in Deutschland aufgewachsen. Die frühe Börsenmaklerin lernte ihren heutigen Ehemann 1997 kennen. Zwei Jahre später heirateten sie und bekamen vier Kinder, die sie alle auf Privatschulen schickten. Für Wirbel sorgte in Großbritannien aber vor allem eines: Dass Nigel Farage, der bereits seit geraumer Zeit im europäischen Parlament sitzt, seine Frau als Sekretärin anstellte und damit mit Steuergeld bezahlte.

Nun hat Kirsten Farage im Interview mit dem britischen "Telegraph" diesen Job verteidigt und Einblicke in das private Leben des umstrittenen Rechtspopulisten gegeben. Und sie sagt, dass sie sich Sorgen um seinen Lebenstil mache. "Ich denke, er hat einen sehr hektischen Lebensstil. Er bekommt nicht viel Schlaf, er bekommt nicht genügend Pausen, er lebt oft auf Adrenalin, er isst nicht regelmäßig - ich beginne jetzt wie eine Mutter zu klingen - und er raucht und trinkt zu viel."

Ehefrau beklagt wenige Zeit für Familie

Aber sie sagt auch, dass sie glaube, dass diese Art von Lebensstil ihn weitermachen lässt. Dass dabei die Familie zu kurz kommt, beklagt sie in dem Interview ebenfalls. "Wenn wir ihn sehen wollen, schauen wir Fernsehen", sagte sie ein wenig zynisch der Zeitung. Sie beklagt sich auch, dass die Familie nun nicht mehr wie immer Ferien in Cornwall machen könne, weil sie ja jeder kenne, erzählt, dass ihr Haus in Kent nun von Sicherheitskräften bewacht werde. Und sie beklagt auch, dass das Ehepaar noch keinen Moment gehabt habe, um gemeinsam zu feiern.

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Kirsten Farage versucht in dem Gespräch auch, das Image des extrovertierten Nigel Farage mit dem Bierglas in der Hand zurechtzurücken. "Wenn er draußen ist, dann ist er laut und extrovertiert und all das. Aber wenn du nach Hause kommst, dannn musst du deine Füße hochlegen, die Wiese mähen und den Müll rausbringen." Ihr Mann sei ein pflichtbewusste Familienmensch, der es mag, auch mal die Füße hochzulegen.

Überhaupt seien die Farages "nur eine perfekte normale Famil, die ein perfektes normales Leben in einem Haus führe, dass nicht mehr wert sei als eine Million Pfund" gewesen. Nigel Farage etwa liebe es zu fischen, zu wandern, spielte einst Golf, und er liebe alles, was mit den 70er Jahren zu tun habe.

Ganz so unkompliziert ist die Rolle ihres Mannes im Politik-Leben dann aber nicht. Seine Partei macht ihren Euro-Hass sehr deutlich, den Mitgliedern, auch Farage selbst, wird Rassismus vorgeworfen. Solche Vorwürfe, sagt seine Frau in dem "Telegraph"-Interview, würden ihn persönlich verletzen. Ihr selbst aber mache das nichts aus, weil sie wisse, dass das nicht wahr sei. "Wenn er ein Rassist wäre, wäre ich nicht mit ihm zusammen." Dass Leute ihm vorwerfen würden, dass seine Kinder auch deutsch sprächen, nennt sie lächerlich: "Ich meine, warum sollte man seine Kinder nicht zweisprachig erziehen. Das ist solch eine Chance im Leben."

Ihr Job als seine Sekretärin

Auch glaube sie nicht den Gerüchten, dass ihr Mann eine Affäre in Brüssel gehabt habe — weil diese Gerüchte immer wieder von der selben Person kämen und diese nicht zum inneren Zirkel um Nigel Farage zähe, vielmehr seit zehn Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen habe.

Und auch ihren Job als Sekretärin ihres Mannes verteidigt Kirsten Farage und begründet ihn damit, dass ihr Mann ein Analphabet sei, wenn es um Computer gehe. Mit seinem Handy könne er gerade mal Texte empfangen und verschicken und er habe gerade einmal gelernt, am Bildschirm hoch- und runterzuscrollen, wenn er etwas lesen müsse. "Ich glaube nicht, dass er jemals wissen wird, wie man mit Computern umgeht."

Sie selbst sitze also jetzt in der Nacht am Computer, bezeichnet sich selbst als sehr pflichtbewusst und erklärt, dass dies kein "Neun bis fünf Uhr"-Job sei. Dass das Europaparlament nun gefordert hat, dass sie nicht mehr über die EU bezahlt werde, darüber habe sie mit ihrem Mann noch gar nicht richtig sprechen können. "Ich denke, der Job geht trotzdem weiter", fügt sie noch hinzu.

(das)
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