Das "Nein" der Griechen Wie andere Krisenländer auf das Referendum reagieren

Brüssel · Nach dem Referendum steht die Frage im Raum, ob und wie es noch zu einer Einigung zwischen Athen und den Gläubigern kommen kann. Aber wie stehen eigentlich die anderen Krisenländer dazu? Ein Überblick.

"Das Votum selbst regelt nichts"
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Foto: dpa, yk jak cul

Schon am Abend, als die ersten Ergebnisse aus Griechenland publik wurden, machten führende Politiker in Europa schnell klar, dass sie den Spielball nun im Feld der griechischen Regierung sehen. Nach der Ablehnung der Gläubiger-Vorschläge werden nun neue konkrete Vorschläge aus Athen erwartet. Doch ob man tatsächlich zu einer Einigung kommt oder am Ende doch der Grexit steht, das vermag am heutigen Montag wohl keiner prophezeihen.

Schließlich geht es nicht nur um eine Einigung auf europäischer Ebene, sondern auch darum, dass sich viele Euro-Mitgliedsländer die Legitimation dafür in ihrem eigenen Land sichern müssen. In Deutschland etwa wächst innerhalb der Union die Skepsis, ob man einem dritten Hilfspaket zustimmen sollte.

Griechenland braucht Strukturreformen und Wirtschaftsaufbauhilfe
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"Eine Ohrfeige für Deutschland und den harten Euro-Kern"

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Interessant dürfte daher in den nächsten Verhandlungsrunden sein, wie sich die Euro-Länder zu der Frage nach weiteren Hilfen für Griechenland positionieren. Und gerade auch die Länder, die ebenfalls harte Einschnitte erdulden mussten, um Gelder von den Gläubigern zu bekommen. Denn immer wieder hatten Politiker aller Coleur in Talkshows betont, dass ja auch Spanien, Portugal und andere Staaten geschafft hatten, die verlangten Reformen durchzuziehen.

Am Tag nach dem Referendum ist das "Nein" der Griechen denn auch Thema in diesen Ländern. In Spanien etwa nannte die Zeitung "El Mundo" das Ergebnis eine "Ohrfeige für Deutschland und für den harten Euro-Kern". Und weiter heißt es in dem Kommentar: "Griechenland ist für die Europäische Union zu einem Riesenproblem geworden.

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Ministerpräsident Manuel Rajoy hatte noch am Sonntag für den heutigen Montag eine Dringlichkeitssitzung der Kommission für wirtschaftliche Angelegenheiten anberaumt, auf der das Ergebnis von Griechenland analysiert werden soll. Er selbst hatte am Sonntag noch vor Bekanntgabe des Ergebnisses die Hoffnung geäußert, dass Griechenland auch nach dem Referendum im Euroraum bleibt. "Griechenland ist Teil der Europäischen Union und auch der Eurozone und ich hoffe, es bleibt dort", sagte er.

Aber Rajoy pocht auch auf die Einhaltung der Regeln des gemeinsamen Währungsraumes: "Der Euro ist nicht und kann kein Club à la Carte sein. Es gibt Normen und Regeln, um sein Überleben zu sichern."

Griechen bejubeln "Nein" im Referendum
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Solidarische Töne waren auch aus Italien, das selbst hoch verschuldet ist, zu hören. "Wir haben ein Interesse daran, einen Vermittlungspunkt mit Griechenland zu finden (...) Das politische Ziel muss sein, eine Schnittstelle zu finden", sagte Außenminister Paolo Gentiloni dem Rundfunkprogramm "Agora". Und auch Staatspräsident Sergio Mattarella sagte: "Griechenland ist Teil Europas und gegenüber seinem Volk darf nicht die Solidarität der anderen Mitglieder der Union wegfallen."

Premierminister Matteo Renzi wollte sich am Montag mit Finanzminister Pier Carlo Pasoan treffen, um das weitere Vorgehen der Regierung zu besprechen.

Die Slowakei braucht zwar kein Rettungspaket, gehört aber zu den ärmeren Ländern des Euroraums. Entsprechend enttäuscht äußertes sich Finanzminister Peter Kazimir über das "Nein" der Griechen. Das Ergebnis, so Kazimir, dürfe auf auf keinen Fall dazu führen, dass Griechenland nun "leichter an Geld komme". "Der Alptraum der Euro-Erfinder, dass ein Land den Club verlassen könnte, scheint nach dem Nein der Griechen zu einem realistischen Szenario zu werden."

mit Agenturmaterial

(das)
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