Griechenlands Finanzminister Giannis Varoufakis - der rebellische Mathematiker

Düsseldorf · Griechenlands neuer Finanzminister passt nicht in das Amtsträger-Klischee. Aber er ist offenbar anpassungsfähig.

Yanis Varoufakis – Medienexperte und Ex-Finanzminister
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Das ist Giannis Varoufakis

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Foto: dpa, el ase

Vor jemandem mit Hochschulabschlüssen in Mathematik und Statistik, dazu promoviert und bekannter Buchautor, hat man erst einmal natürlichen Respekt. Und man entwickelt im Laufe der Zeit - zugegebenermaßen nicht ganz vorurteilsfrei - ein Bild von einem, der Finanzminister eines Euro-Mitgliedsstaates sein könnte. Dann denkt man irgendwann, man bekommt auch außerhalb Deutschlands auf diesem Posten einen aus der Kategorie Schäuble, Waigel oder Eichel zu Gesicht.

Aber die Zeiten haben sich geändert. Und deshalb steht da plötzlich auf Fotos neben Großbritanniens oberstem Kassenhüter George Osborne ein ganz anderer Typ von Finanzpolitiker - jemand mit einem knallblauen Hemd, ohne die beinahe obligatorische dunkle Krawatte, dafür in langer Lederjacke. Einer, der schon mit Bruce Willis verglichen worden ist.

Das ist Yanis Varoufakis, Griechenlands neuer Finanzminister. Einer, der sich gleich zu Beginn seiner Amtszeit für viele als Halbstarker geriert hat, als er die Zusammenarbeit des vom Kollaps bedrohten Griechenland mit der Troika aufkündigte. Einer, dessen Wortwahl mitunter drastisch ausfällt (""Der Euro ist nicht zukunftsfähig. Die Art und Weise, wie die EU diese Krise anging, war monumental idiotisch.") Einer, der so recht in das Bild von Griechenlands neuer Regierungspartei Syriza passt - rebellisch, selbst- und machtbewusst, stets mit einer Rhetorik unterwegs, die gut ankommt beim Volk.

Aber auch Varoufakis kommt an den Grundsätzen der Ökonomie nicht vorbei. Dazu gehört, dass Griechenland seine europäischen Partner braucht, weil Athen ohne deren Hilfe der Staatsbankrott droht. Insofern beherrscht Varoufakis auch den Wortschatz, der bei Angela Merkel und Co. gut ankommt. Die Deutschen hätten schon "zu viel gezahlt", Deutschland sei das "Kraftzentrum Europas" und er freue sich auf ein Treffen mit Wolfgang Schäuble, hat er gesagt. All das zeigt, dass dem neuen Kassenwart in Athen klar ist, wie wichtig der größte Geldgeber der EU in den Entscheidungsprozessen für die Zukunft Griechenlands ist. Und so wird aus dem scheinbar halsstarrigen Emporkömmling ganz schnell ein geschmeidiger Diplomat, dessen Roadshow durch Europa auch dazu dient, die Wogen wieder ein wenig zu glätten.

Dass er deshalb in seiner Argumentation weichgespült würde, steht dennoch nicht zu erwarten. Varoufakis gilt als scharfsinnig, schlagfertig, provokant. "Schluss mit dem Spardiktat" lautet seine Forderung. Nach seiner Logik kann Schulden nur der bezahlen, der wächst und Überschüsse erwirtschaftet. Mit de These steht er nicht allein in der Euro-Zone. Und deshalb darf man auf den Ausgang der Gespräche sehr gespannt sein.

(RP)
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