Griechischer Finanzminister über deutschen Kollegen Varoufakis: "Schäuble ist eine faszinierende Persönlichkeit"

Düsseldorf · Athen und die Eurogruppe haben sich erst kürzlich auf eine Verlängerung des Rettungsprogramms für Griechenland geeinigt. Vom Tisch ist die Krise des Landes damit aber noch lange nicht. Finanzminister Gianis Varoufakis schildert nun in einem Interview seine Sicht der Dinge – und sagt, was er von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hält.

Yanis Varoufakis – Medienexperte und Ex-Finanzminister
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Das ist Giannis Varoufakis

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Athen und die Eurogruppe haben sich erst kürzlich auf eine Verlängerung des Rettungsprogramms für Griechenland geeinigt. Vom Tisch ist die Krise des Landes damit aber noch lange nicht. Finanzminister Gianis Varoufakis schildert nun in einem Interview seine Sicht der Dinge — und sagt, was er von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hält.

Es waren harte Verhandlungen zwischen Griechenland und der Eurogruppe in den vergangenen Wochen, erst nach zähem Ringen stand fest, dass das Rettungsprogramm für das krisengeplagte Land um vier Monate verlängert wird. Am Freitag dann hatte auch der Deutsche Bundestag für die Verlängerung der Hilfen gestimmt. Aber kaum war die Griechenland-Hilfe verlängert, nahm der griechische Präsident Alexis Tsipras das Wort "Schuldenschnitt" wieder in den Mund. Finanzminister Gianis Varoufakis will das nun aber nicht mehr tun.

Das Treffen der Eurogruppe im Februar 2015
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"Schuldenschnitt ist ein schmutziges Wort. Das habe ich gelernt", sagte er im Interview mit dem "Handelsblatt". "So wie wir das Wort Troika nicht hören wollen, wollen unsere Gläubiger das Wort Schuldenschnitt nicht hören. Ich habe Verständnis dafür. Es gibt intelligentere Lösungen. Swaps zum Beispiel."

"Wir sind gewählt worden, weil dieses Programm gescheitert ist"

Alexis Tsipras und sein Kabinett in Griechenland
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Griechenland: Das ist das Kabinett in Athen

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Der griechische Finanzminister betont in dem Gespräch auch, dass sein Land seine Schulden bedienen wolle. "Aber solange das nominale BIP weiter fällt", so Varoufakis, wächst unser Schuldenberg, trotz der niedrigen Zinsen, die wir zahlen. Das müssen wir umkehren. Der Schlüssel dazu sind Investitionen." Sein Land, so betont der Minister, wolle nicht mehr Geld, und er wolle nicht, dass sich der Staat weiter verschulde. "Was Griechenland braucht, ist eine von Investitionen getragene Erholung der Wirtschaft."

Griechenland muss dem Internationalen Währungsfonds im März 1,5 Milliarden Euro zurückzahlen, der Europäischen Zentralbank bis Sommer 6,7 Milliarden Euro. Während der viermonatigen Verlängerung des Hilfsprogramms will Varoufakis eine neue Vereinbarung mit den Partnern des Landes aushandeln, die Schuldenerleichterungen vorsieht.

So feiert das Netz Gianis Varoufakis
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Zu den vorangegangenen harten Verhandlungen mit der Eurogruppe sagte Varoufakis im "Handelsblatt"-Interview, dass man durchaus einen früheren Abschluss hätte erzielen können, aber nur, wenn Griechenland das alte Programm unterschrieben hätte. "Aber wir sind gewählt worden, weil dieses Programm gescheitert ist."

Varoufakis: Schätze offenen Meinungsaustausch mit Schäuble

Trotz der harten Verhandlungen beschreibt der Minister das Verhältnis zu den Kollegen in der Euro-Grueppe als "äußerst zivil, ich würde sogar sagen freundlich". Und auch für den Bundesfinanzminister, der sich als zäher Verhandlungspartner erwiesen hat, hat Varoufakis lobende Worte übrig. Dreimal habe er nun schon mit Schäuble gesprochen, er spricht unter anderem von einer "sehr angenehmen und nützlichen Unterhaltung" in Schäubles Büro.

Er schätze den offenen Meinungsaustausch, den er mit dem deutschen Kollegen habe, betont Varoufakis und fügt noch hinzu: "Ich finde, er ist eine faszinierende Persönlichkeit, und ich betrachte es als eine Ehre, seine Bekanntschaft gemacht zu haben."

Schäuble wiederum geht es vor allem um eines: dass Griechenland die mit der Verlängerung verbundenen Auflagen der Eurogruppe erfüllt. In der ZDF-Sendung "Berlin direkt" sagte Schäuble: "Es interessiert mich nur begrenzt, was die Griechen in Interviews sagen. Mich interessiert, worauf sie sich verpflichtet haben (...). Und wenn sie es nicht einhalten, tragen sie selber die Konsequenzen."

(das)
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