Europas Ehrgeiz

Eine große Idee wird nicht größer, indem man sie aufbläht. Es kommt immer nur auf ihren Kern an. So verhält es sich mit Europa. Nicht die Masse der Mitglieder macht die EU aus, sondern das, was sie im Innersten zusammenhält: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, funktionierende Verwaltungen. All dies ist längst nicht überall erreicht.

Umso sorgfältiger muss die Union abwägen, ob sie das Risiko eingehen will, die vorhandenen, beträchtlichen Geschwindigkeits-Unterschiede bei ihrer Entwicklung durch den Beitritt neuer, noch ganz am Anfang stehender Staaten wie die des westlichen Balkans zu vergrößern - Staaten, die sich obendrein untereinander nicht gerade grün sind. Die Furcht, dass sich die Türkei, Russland oder China, allesamt keine Verfechter westlicher Werte, diese Länder unter den Nagel reißen könnten, ist dabei kein guter Ratgeber.

Pläne, die nicht ehrgeizig sind, taugen nichts. Doch es kommt vor allem auf den Ehrgeiz der EU-Beitrittskandidaten an. Es ist ein Irrglaube zu vermuten, die Gemeinschaft werde es schon richten. Richten kann es nur das Bekenntnis zur europäischen Idee.

(RP)
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