Brüssel Europas neue Spitze

Brüssel · Federica Mogherini führt künftig die Außenpolitik, Donald Tusk steht dem Rat vor.

Mit einem Lächeln versuchte Donald Tusk, seine Kritiker zu entwaffnen: "I will polish my English", er werde sein Englisch aufpolieren, versprach Polens Premier in einem kleinen Wortspiel, weil "polish" ja auch "polnisch" bedeutet. Gerade hatten ihn die Staats- und Regierungschefs der EU zum neuen Ratspräsidenten gewählt. Neben Tusk auf dem Podium saß sein Vorgänger Herman Van Rompuy, der fließend Englisch und Französisch spricht. Eigenschaften, die Tusk noch abgehen. Aber bis zu seinem Dienstantritt am 1. Dezember, so versprach Tusk, werde er sein Englisch perfektionieren. Typisch Europa, werden manche denken, wählt erst einen Kandidaten und schaut dann auf die Qualitäten.

Doch in Europa geht es um mehr als um Sprachkenntnisse. "Tusk verdient den Job für seine geleistete Arbeit", sagte Van Rompuy und zählte auf: Premier Polens seit 2007, Wirtschaftswachstum auch in der Krise. Vor allem aber erwähnte der Belgier Tusks Engagement nach 1980 in Polens freier Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc. Tusks Aufstieg ist also auch eine Anerkennung für Polens Beitrag auf dem Weg Europas in Demokratie und Freiheit, Werte, um die es jetzt in der Ukraine-Krise geht. Das machte auch Kanzlerin Angela Merkel deutlich. Sie verteilte großes Lob: Tusk sei ein "überzeugter und überzeugender Europäer". Merkel lobte Tusk so überschwänglich, dass der nachgeschobene Satz zur Ernennung der italienischen Außenministerin Federica Mogherini zur Nachfolgerin von Catherine Ashton schon als Zeichen der Distanz registriert wurde.

Die neue Außenbeauftragte parlierte bei ihrer Vorstellung in Brüssel perfekt in Französisch und Englisch. Doch vor allem in den baltischen Staaten und Polen gilt sie als zu Putin-freundlich. Sie sei zu jung, zu unerfahren, lautete die Kritik. "Das Alter ist das einzige, das man nicht ändern kann", entgegnete die 41-Jährige. Mit ihrer Wahl vollzieht sich in der EU ein kleiner Generationenwechsel - und verändert sich ein wenig die Blickrichtung: Mogherini sprach nicht nur über die Ukraine-Krise, sondern über die Terrormiliz IS, Syrien, Nahost und Libyen. Auch die Flüchtlingspolitik der EU will sie angehen.

(RP)
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