Persönlich Ewa Kopacz . . . ist Polens "Eiserne Lady"

Sie gilt als unbequem. Als verbissene Perfektionistin, deren Mundwinkel sich nur selten zu einem Lächeln verziehen. Von manchen Medienvertretern wird sie gar als "Eiserne Lady" bezeichnet. Dass Verbissenheit sich auszahlen kann, hat Ewa Kopacz nun bewiesen. Die 57-Jährige ist von ihrer Parteiführung als Nachfolgerin von Regierungschef

Donald Tusk an der Spitze der regierenden Bürgerplattform (PO) auserkoren worden. Tusk wechselt als EU-Ratspräsident nach Brüssel.

Die amtierende Parlamentspräsidentin, die geschieden und Mutter einer Tochter ist, gilt als Technokratin, der selbst Kritiker ein ausgeprägtes Organisationstalent attestieren. Sie gilt als loyalste Parteifreundin von Donald Tusk und dementsprechend als Wunschkandidatin des Regierungschefs.

Kopacz nimmt an allen Kabinetts- und Koalitionssitzungen teil. Vor allem aber ist sie Tusks Statthalterin im Sejm, der polnischen Großen Kammer. Dort organisiert sie die Ratssitzungen.

Als Gesundheitsministerin (2007-2011) schreckte Kopacz vor unbeliebten Entscheidungen nicht zurück. So lehnte die ausgebildete Kinderärztin 2009 den Kauf von Impfstoffen gegen die Schweinegrippe ab, da diese kaum wirkungsvoll seien - trotz dringender Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Ungeachtet aller Kritik der Konservativen befürwortete Kopacz zudem das Recht zur Abtreibung bei einem 14 Jahre alten Mädchen, das Opfer einer Vergewaltigung geworden war.

Ewa Kopacz polarisiert. Die treue Tusk-Begleiterin wird zwar von vielen respektiert, hat jedoch nicht alle Sympathien auf ihrer Seite. Der frühere PO-Abgeordnete Janusz Palikot, der die Bürgerplattform verließ, um eine eigene Partei zu gründen, bezeichnet Ewa Kopacz als "kompromisslose Frau mit Charakter", die manchmal "hysterisch" sein könne. "Oft habe ich sie in Rage erlebt. Und wenn ich mal Donald Tusk außer sich gesehen habe, war es wegen ihr", schrieb Palikot in einem Buch.

Simon Janssen

(RP)
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